Bonn buhlt um Tutanchamun
Von BERNWARD ALTHOFF
04.07.2004 21:29 Uhr
Tutanchamun-Ausstellung
BONN. Mantelkragen hochgeschlagen, Schirm unterm Arm - auf zu Tut! Im Winter 1980 / 81 wanden sich trotz Schmuddelwetter die Besucherschlangen rund um das Kölner Stadtmuseum - die Tutanchamun-Ausstellung mit den goldenen Schätzen aus dem Ägyptischen Nationalmuseum Kairo sahen schließlich 1,3 Millionen Menschen.
So wie es aussieht, wird sich dieses Schauspiel nach 24 Jahren im kommenden Winter an der Bonner Bundeskunsthalle wiederholen. Nach Informationen der Rundschau finden in diesen Tagen die abschließenden Verhandlungen statt, um die derzeit im Baseler Antikenmuseum zu sehende Schau „Tutanchamun - Das goldene Jenseits“ nach Bonn zu holen. Das wäre nach Paris 1967, London 1972, Deutschland 1980 / 81 sowie aktuell in Basel erst die fünfte Reise der Schätze aus der Grabkammer des ägyptischen Kindkönigs Tutanchamun aus dem Neuen Reich nach Europa.
Die Gerüchte halten sich schon seit Monaten, dass eine große Ägyptenschau nach Bonn kommen könne. Da wurde unvermutet die im November geplante Mongolei-Ausstellung („Dschingis Khan und seine Erben“) auf Juni 2005 verschoben, und im Konzept für die geplante (und in Bonn umstrittene) Eisbahn auf dem Museumsplatz taucht im Kleingedruckten ein Hinweis auf „die besondere Ausstellung ab November 2004“ auf.
Dass hier gemauert wird, ist schon mit Blick auf die immensen Kosten verständlich. Schließlich wurden für die Baseler „Tut-Schau“ allein vier Millionen US-Dollar Leihgebühren fällig. Ohne Hilfe von Großsponsoren (in Basel die UBS-Bank) sind solche Brocken nicht zu stemmen. Das dürfte auch für das Bonner Unternehmen gelten.
Die Ausstellung in Basel zeigt 120 Originale aus dem „Tal der Könige“ als Leihgaben des Ägyptischen Nationalmuseums Kairo, allein 50 aus der Grabkammer des Tutanchamun. Absolute Hits wie die goldene Totenmaske des im Alter von 18 Jahren gestorbenen Königs (um 1340 vor Christus) dürfen allerdings als Nationaldenkmal nicht mehr ausgeliehen werden.
Damit wird der Wert der Ausstellung keineswegs geschmälert. Allein die kostbaren Schätze aus dem Grab der (bürgerlichen) Schwiegereltern des mächtigen Königs Amenophis III., Großvater des Tutanchamun und Erbauer der Tempelanlagen in Luxor, sind nach Einschätzung der Ägyptologen einzigartig. Viele der zwischen 3500 und 3300 Jahre alten Ausstellungsstücke sind aus Gold oder vergoldet. Schließlich galt Gold im alten Ägypten als Sinnbild der Sonne, des allumfassenden Lebensspenders und „Garanten“ für ein Leben nach dem Tod.
In Basel rechnet man bis zum Ausstellungsende im Herbst mit rund 500 0000 Besuchern. Diese Zahlen könnten in Bonn dank des Einzugsgebiets mit Rheinschiene, Ruhrgebiet und Benelux leicht getoppt werden.
Bisher ist die „Sipan“-Schau der Ausgrabungen aus Alt-Peru mit 400 000 Besuchern der Publikums-Renner der Bundeskunsthalle.
Quelle: Kölner Rundschau
Lasst uns hoffen.
nauna