Ich hatte in den letzten 3 Tage Besucher aus Deutschland da. Wir waren auch in Midan Eltahrir. Ihnen war es ein schönes Erlebnis in dieser Atmosphäre mit den vielen Demonstranten den Tahrirplatz zu besichtigen. Wir wollten heute wieder dort hinfahren und das Museum besuchen, dann fiel uns ein, dass heute Freitag u. eine große Demonstration geplant war, und das Museum deswegen geschlossen hat.
Wir waren natürlich bei den Pyramiden in Gizeh. Weniger Polizei wie sonst, aber sehr viele Chinesen, oder auch Japaner. Auf dem Bazar und in der islamischen Altstadt ist es noch etwas chaotisch. Da wo es vor einem Monat Fußgängerzone war, parken und fahren Autos in beiden Richtungen. Im koptischen Viertel, wo sonst Absperrungen und jede Menge Polizei war, habe ich keinen einzigen Geheimpolizist getroffen. Ich habe die Jungen wirklich vermisst. Dort stehen nur noch die anderen normalen Polizisten. Auf der Zitadelle stehen noch Panzer und viel Militär. Das war klar, da dort oben beherbergt die Zitadelle das Militär- und das Polizeimuseum, und die sehr wertvolle Alabastermoschee.
In Kairo ist also alles offen für die Besucher und Touristen. Es sind wenig Europäer da, aber Chinesen und Japaner habe ich viele getroffen. Deutsche fehlen in Kairo glaube ich nie. Die habe ich sogar am 28. Jan auf dem Tahrirplatz getroffen, und gestern wieder.
Eine Aussage meiner deutschen Besucher hat mich etwas traurig gemacht. Die Dame meinte "diese Veränderung mag für die Ägypter eine gute Sache sein, aber nicht für uns Touristen". Auf meiner Frage, was sie damit meint, antwortet sie "ja, früher haben die Ägypter Angst vor der Polizei gehabt, wir fühlten uns sicherer, und die Angestellte in den Hotels hatten auch Angst etwas falsches zu machen, sonst hatten sie schnell ihren Job los".
Ich habe versucht zu erklären, dass es besser ist, auch für die Besucher, mit freien und zufriedenen Menschen zu tun haben als mit Menschen, die ähnlich wie Sklaven behandelt werden. Wenn die Arbeitsbedingung für die Hotelangestellte, die Reiseführer und anderen zufriedenstellend sind, werden die Leute bessere Leistungen erbringen. Doch hat sie gemeckert, und ließ sich nicht überzeugen.
Als ich das Beispiel von der deutschen Bahn erzählt habe, wurde sie etwas weicher. Ich habe gesagt, du hast in der deutschen Bahn direkt mit Menschen zu tun, am Schalter, im Zug und bei der Information. Hättest du lieber ein lächelndes, zufriedenes Gesicht, oder ein
trauriges und gebrochenes.
Als "Schwabe", wie ich eben, war es natürlich nicht ganz leicht sie von ihrem Standpunkt zu bewegen. Immerhin hat sie gesagt, dass sie sich selbst immer gefragt hat, warum sich die Ägypter den ganzen Mist mit sich machen lassen. Na, gut immer hin Einsicht.
Stellt euch mal das vor, habe ich gesagt, 60% der Einnahmen vom Tourismus gingen direkt an 10 Geschäftsleuten. Die Firma Garana, deren Besitzer der früher Tourismusminister ist, der jetzt im Gefängnis sitzt, hat allein das Monopol für große Aufträge, und verkaufte die kleinen Aufträge gegen extra Zahlungen an die andere Firmen.
Na ja, Ägypten braucht ein extra großes Gefängnis, wenn es die ganzen Korrupten aus der Zeit Mubaraks zu Rechenschaft ziehen möchte. Leute!!! Es wird besser in Ägypten für alle. Es wird auf jeden Fall besser, für Besucher und für Einheimischen. Ganz bestimmt.
Mit ihm zusammen werde ich am 19.3 auf den Platz der Freiheit maschieren. Inshallah!!
