Hallo zusammen,
Herodot, der "Vater der Geschichtsschreibung", schreibt in seinen "Historien" (um 500 v. Chr.):
Festversammlungen, Aufzüge und Wallfahrten sind zuerst in Ägypten aufgekommen, und die Griechen haben sie erst von den Ägyptern gelernt. Ein Beweis dafür ist mir, dass sie in Ägypten offenbar schon seit langer Zeit üblich gewesen, in Griechenland aber erst neuerdings aufgekommen sind.
Solche Festversammlungen halten die Ägypter nicht nur einmal im Jahr, sondern bei jeder Gelegenheit, besonders aber und mit Vorliebe in der Stadt Bubastis zu Ehren der Artemis (gemeint ist Bastet), aber auch in Busiris zu Ehren der Isis; denn in dieser Stadt, die mitten im Delta liegt, ist der größte Tempel der Isis. Isis aber ist auf griechisch Demeter. Drittens halten sie solch ein Fest in Sais zu Ehren der Athene, viertens in Heliopolis zu Ehren des Helios, fünftens in Buto zu Ehren der Leto, sechstens in Papremis zu Ehren des Ares.
Wenn sie dazu nach Bubastis fahren, so befinden sich in jedem Kahne eine Menge Menschen, Männer und Weiber. Manche unter den Weibern haben Klappern, mit denen sie rasseln, Männer spielen unermüdlich auf der Flöte, die übrigen Weiber und Männer aber singen und klatschen in die Hände. Kommen sie unterwegs an einer anderen Stadt vorbei, so fahren sie nah ans Land und treiben allerlei Unfug. Jene Weiber klappern immerzu, andere aber schreien und verhöhnen die Frauen in der Stadt, wieder andere tanzen und stehen auf und heben die Röcke in die Höhe. So machen sie es bei jeder Stadt am Flusse.
Wenn sie in Bubastis angekommen sind, feiern sie das Fest und bringen große Opfer, wobei mehr Wein getrunken wird als im ganzen Jahr. Gegen siebenhunderttausend Menschen, bloß die Männer und die Weiber ohne die Kinder, sollen dabei zusammenkommen, wie die Leute dort sagen.
(Text aus "Tell Basta. Ein Führer über das Grabungsgelände" Tietze/Maksoud. Original: Herodot, Buch 2, §§ 58-60)
Ob die Beschreibung korrekt ist, weiß man bei Herodot nie so genau, weil er nicht alles, was er beschreibt, auch selbst erlebt hat. Oft hat er nur aufgeschrieben, was man ihm vor Ort erzählt hat. Außerdem hat Herodot Ägypten während der Perserherrschaft besucht, also erst nach der eigentlichen Pharaonenzeit.
LG
Gitta
PS: Mir ist aber nicht ganz klar, was Mut bzw. Sachmet mit dem "Fest der Trunkenheit" zu tun haben, denn das gehört eigentlich zu einem Festzyklus von Edfu und Dendera und steht eher mit Hathor in Verbindung. Aber offenbar gab es sowas auch in Karnak.
