Ein blauer VW-Käfer - Baujahr 1968...
Verfasst: So 21 Jan, 2007 22:19
Und im Keller ein blauer VW-Käfer, Baujahr 1968...
Zu Besuch bei einer wohlhabenden ägyptischen Familie zwischen Orient und Okzident
Ihre Bekanntschaft machte ich auf einer Konferenz in Kairo letzten Sommer. Sie war klein, ging mir nicht mal bis zur Schulter, war ganz in schwarz gekleidet nach konservativer arabischer Facon, d.h. mit langem schwarzem Gewand und schwarzem Kopftuch. Ihr Alter? Vielleicht Mitte 40. In der Menge hätte ich sie nicht wieder erkannt. Eine Frau mit viel Energie. In diesem Beitrag sei sie Samira genannt.
Sie finde meinen Vortrag interessant, sei der deutschen Kultur sehr verbunden und ihre Tochter ginge auf die Deutsche Evangelische Oberschule in Kairo. Nachdem wir uns längere Zeit unterhalten hatten, lud sie mich nachdrücklich ein, sie und ihre Familie doch zu Hause zu besuchen.
Abends wurde ich von einem Fahrer abgeholt, der mich zu Samiras Wohnung bringen sollte. Ein Fahrer? Wie reich muss jemand sein, um sich einen privaten Fahrer leisten zu können, dachte ich damals. Mittlerweile weiss ich, dass es in der Mittelschicht und Oberschicht normal ist, Fahrer zu engagieren, die tagsüber Botengänge erledigen und den Wagen innerhalb Kairos des öfteren umparken, da es geradezu unmöglich ist, im täglichen Verkehrschaos Parkplätze zu finden. Aufgrund der niedrigen Gehälter von Fahrern ist dies ein durchaus finanzierbarer Luxus.
Samiras Haus lag in einer Neubausiedlung in einem weitläufigen, ordentlich wirkenden Stadtteil in den Aussenbezirken Kairos. Fast zum gleichen Zeitpunkt, als der Fahrer mit mir vor dem Haus parkte, kam sie in einem weiteren Wagen angefahren und sprang atemlos vom Fahrersitz: „Ich war gerade noch im Fitnessstudio, das mache ich abends nach der Arbeit öfters“. Aha, sie hat mehrere Autos und lebt in einem eigenen mehrstöckigen Haus, d.h. hier ist Geld im Hintergrund. Sie kommt gerade aus dem Fitnessstudio, d.h. sie scheint Gefallen am westlichen Fitnesswahn gefunden zu haben. Ob man im Fitnessstudio als Muslima wohl verschleiert trainieren muss? Die Frage wäre wahrscheinlich peinlich gewesen, deswegen stellte ich sie lieber nicht. Sie kommt gerade von der Arbeit. Aha, also eine vielbeschäftigte „working woman“, zudem in einem hoch angesehenen Beruf (nenne ich hier aus Anonymitätsgründen nicht). Das Kontrast-programm zwischen Verschleierung und westlichen Gewohnheiten zog mich zusehends in seinen Bann.
Wir gingen gemeinsam in ihr Haus, in der uns eine Vielzahl an Personen lebendig begrüsste: Die Tochter, die perfekt Deutsch sprach (mit der Mutter sprach ich Englisch), drei weitere jüngere Kinder und zwei Hausangestellte: eine Köchin und eine Kinderfrau. Beeindruckt stellte ich fest, dass man – wenn man Geld hat – in Kairo als Frau Kinder UND Karriere haben kann. Das hatte ich in diesem Land wirklich nicht erwartet.
Samira machte eine Hausführung für mich: mehrere Stockwerke, zwei davon allein für die Kinder mit jeweils eigenen Badezimmern, im oberen Stockwerk ein ganzes Apartment nur für Gäste. Welch ein Luxus. Und dann die Garage im Keller – ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Dort stand doch tatsächlich ein alter blauer VW-Käfer, Baujahr 1968! Dieser Wagen wird tatsächlich noch gefahren und wiederum: Auch dies hatte ich wirklich nicht erwartet!
Neugierig?? dann gehts hier weiter:
Web Page Name
Zu Besuch bei einer wohlhabenden ägyptischen Familie zwischen Orient und Okzident
Ihre Bekanntschaft machte ich auf einer Konferenz in Kairo letzten Sommer. Sie war klein, ging mir nicht mal bis zur Schulter, war ganz in schwarz gekleidet nach konservativer arabischer Facon, d.h. mit langem schwarzem Gewand und schwarzem Kopftuch. Ihr Alter? Vielleicht Mitte 40. In der Menge hätte ich sie nicht wieder erkannt. Eine Frau mit viel Energie. In diesem Beitrag sei sie Samira genannt.
Sie finde meinen Vortrag interessant, sei der deutschen Kultur sehr verbunden und ihre Tochter ginge auf die Deutsche Evangelische Oberschule in Kairo. Nachdem wir uns längere Zeit unterhalten hatten, lud sie mich nachdrücklich ein, sie und ihre Familie doch zu Hause zu besuchen.
Abends wurde ich von einem Fahrer abgeholt, der mich zu Samiras Wohnung bringen sollte. Ein Fahrer? Wie reich muss jemand sein, um sich einen privaten Fahrer leisten zu können, dachte ich damals. Mittlerweile weiss ich, dass es in der Mittelschicht und Oberschicht normal ist, Fahrer zu engagieren, die tagsüber Botengänge erledigen und den Wagen innerhalb Kairos des öfteren umparken, da es geradezu unmöglich ist, im täglichen Verkehrschaos Parkplätze zu finden. Aufgrund der niedrigen Gehälter von Fahrern ist dies ein durchaus finanzierbarer Luxus.
Samiras Haus lag in einer Neubausiedlung in einem weitläufigen, ordentlich wirkenden Stadtteil in den Aussenbezirken Kairos. Fast zum gleichen Zeitpunkt, als der Fahrer mit mir vor dem Haus parkte, kam sie in einem weiteren Wagen angefahren und sprang atemlos vom Fahrersitz: „Ich war gerade noch im Fitnessstudio, das mache ich abends nach der Arbeit öfters“. Aha, sie hat mehrere Autos und lebt in einem eigenen mehrstöckigen Haus, d.h. hier ist Geld im Hintergrund. Sie kommt gerade aus dem Fitnessstudio, d.h. sie scheint Gefallen am westlichen Fitnesswahn gefunden zu haben. Ob man im Fitnessstudio als Muslima wohl verschleiert trainieren muss? Die Frage wäre wahrscheinlich peinlich gewesen, deswegen stellte ich sie lieber nicht. Sie kommt gerade von der Arbeit. Aha, also eine vielbeschäftigte „working woman“, zudem in einem hoch angesehenen Beruf (nenne ich hier aus Anonymitätsgründen nicht). Das Kontrast-programm zwischen Verschleierung und westlichen Gewohnheiten zog mich zusehends in seinen Bann.
Wir gingen gemeinsam in ihr Haus, in der uns eine Vielzahl an Personen lebendig begrüsste: Die Tochter, die perfekt Deutsch sprach (mit der Mutter sprach ich Englisch), drei weitere jüngere Kinder und zwei Hausangestellte: eine Köchin und eine Kinderfrau. Beeindruckt stellte ich fest, dass man – wenn man Geld hat – in Kairo als Frau Kinder UND Karriere haben kann. Das hatte ich in diesem Land wirklich nicht erwartet.
Samira machte eine Hausführung für mich: mehrere Stockwerke, zwei davon allein für die Kinder mit jeweils eigenen Badezimmern, im oberen Stockwerk ein ganzes Apartment nur für Gäste. Welch ein Luxus. Und dann die Garage im Keller – ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Dort stand doch tatsächlich ein alter blauer VW-Käfer, Baujahr 1968! Dieser Wagen wird tatsächlich noch gefahren und wiederum: Auch dies hatte ich wirklich nicht erwartet!
Neugierig?? dann gehts hier weiter:
Web Page Name