Die Mumienmacher

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Die Mumienmacher

Beitragvon Isis » Sa 22 Nov, 2003 14:21

Summum Mummification macht seine Kunden haltbar für die Ewigkeit...



Washington - Was Nofretete recht war, ist Donna Gray billig. Sie will eines Tages zur Mumie werden. 60 Jahre alt ist die Amerikanerin und hat damit - wenn alles gut geht - noch ein ganzes Weilchen Zeit. Aber die Vorbereitungen laufen schon. Gray hat ihre Lebensversicherung einer Firma überschrieben, die, wenn es so weit ist, im Gegenzug ihren Körper haltbar für die Ewigkeit machen soll.

Summum Mummification heißt das in Salt Lake City (US-Staat Utah) ansässige Unternehmen, das diesen nach eigenen Angaben weltweit einzigartigen Mumien-Service anbietet. Insgesamt rund 1400 Menschen haben sich bereits angemeldet, und wie der Firmengründer und -leiter Corky Ra erklärt, ist die Kundschaft international: Unter den Mumien in spe befänden sich auch mehrere Deutsche und andere Europäer. Sie alle zahlen zu ihren Lebzeiten monatliche Beiträge für eine Lebensversicherung, deren Nutznießer eines Tages Summum sein wird.

Der Wert der Policen liegt, wie Ra erläutert, zwischen 75.000 und 2,5 Millionen Dollar. Die Kosten pro Mumifizierung beziffert er auf ein Minimum von 100.000 Dollar - unter Einschluss der einfachsten Ausführung einer "Mummiform", das heißt, eines schlichten bronzenen Sarkophags, und des Kaufs eines Mausoleum- oder Gruftplatzes auf einem Friedhof. Aber das Ganze kann Ra zufolge noch viel teurer werden, wenn der Sarkophag exklusiv für den Kunden angefertigt wird - ein Dienst, den Summum ebenfalls anbietet. Wie er berichtet, gibt es Mumien-Anwärter, die sich ihre künftige Behausung mit Gold und Juwelen verzieren und damit mehrere Millionen Dollar kosten lassen.

Und sich das auch leisten können: Nach Summums eigenen Angaben haben neben gewöhnlichen Sterblichen mehrere Hollywood-Größen, Politiker und Sportstars Verträge zur Mumifizierung abgeschlossen. Football-Spieler hätten den Wunsch geäußert, sich in athletischer Pose konservieren zu lassen, und ein Talk-Master wolle in alle Ewigkeit ein Mikrofon in seiner Hand halten. Und die Hollywood- Stars? "Das verrate ich nicht", sagt Ra. "Dann wüssten Sie genau, um wen es sich handelt."

Ra hieß einst Nowell mit Nachnamen und war früher einmal - unter anderem - Aerobic-Lehrer, reisender Vertreter, Mormonen-Missionar und Besitzer der ersten Weinkellerei im puritanischen Utah. Nach der Arbeit, so schildert er, pflegte er die Meditation und erlebte eines Tages sein "persönliches spirituelles Erwachen", eine "Begegnung mit den Geheimnissen der Schöpfung". Als Folge wuchs sein Interesse an der Mumifizierung im Sinne der alten ägyptischen Tradition in dem Glauben, dass die Seele eines Tages in den Körper zurückkehren werde.

Zum ägyptisch klingenden Ra geworden, begann der heute 59-jährige 1980 in Anlehnung an die antiken Mumifizierungsmethoden mit der Entwicklung eines eigenen Rezeptes, das er nach eigenen Angaben bis 1990 perfektionierte und mehrfach patentieren ließ. Unterstützt wurde und wird er weiterhin von John Chew, dem früheren Leiter der Abteilung für Leichenkonservierung an der Lynn University in Boca Raton, Florida.

Die ganze Sache hat nur einen Haken: Niemand von Summums zahlender Kundschaft hat bisher das Zeitliche gesegnet. Die Mumien-Anwärter stecken im Schnitt in den noch recht knackigen Vierzigern. Eine ganze Reihe der Klienten sei sogar gerade erst Anfang oder Mitte 20, erzählt Ra. Was ihm zufolge auch schon etwas aussagt über die Motive für das künftige Mumien-Dasein. Viele Kunden, zumal die Jüngeren, hielten sich im Leben fit und in Form und wollten ihre Körper auch nach dem Ableben "möglichst frisch" erhalten. Andere schreckten ganz einfach vor den herkömmlichen Bestattungsmethoden - Beerdigung oder Krematorium - zurück, und wiederum andere glaubten wie die alten Ägypter an eine Rückkehr der Seele in den Körper.

Sind alle Kunden auch noch wohlauf, haben Ra & Co ihre Methode immerhin schon an 30 Toten ausprobieren können. "Freunde und Gönner stellten ihre Körper großzügig zur Verfügung", sagt Ra. Darüber hinaus hat Summum bereits fast 5000 Tiere konserviert - vom kleinen Fink über die Haus-Maus bis zum Dobermann. So leistet denn auch die längst verblichene Katze "Oscar" ihrem Herrchen Ra noch heute Gesellschaft - in Bronze gegossen und fit für die Ewigkeit.

(Quelle: Stuttgarter Nachrichten)