Das Geheimnis der Falkenmumie
Verfasst: So 26 Okt, 2003 00:06
Harvestehude: Per Post wurde das Artefakt an das ägyptische Konsulat geschickt - von wem?
Von Claudia Sewig
Das geheinisvolle Paket kam per Post. Eine Papprolle, ausgestopft mit Papier. Darin ein Leinensack und ein anonymes Schreiben. So etwas hätten sie noch nie bekommen, sagt Hala Hassan Ismail (58), Generalkonsulin der Arabischen Republik von Ägypten in Hamburg, zum Abendblatt. Vorsichtig öffneten sie und ihre Mitarbeiter am Harvestehuder Weg die Rolle. Der Inhalt: die Mumie eines Falken, möglicherweise 2000 Jahre alt.
"Ich schicke Ihnen eine Falkenmumie, welche ich von meinem Großvater, der sie in den 60er-Jahren aus Ägypten mitgebracht hat, bekommen habe. Ich weiß nicht, wie alt sie ist, ob es eine gute Fälschung oder ein Original ist, dies werden Sie ja vielleicht prüfen lassen." So beginnt der nicht unterschriebene Brief, der der Mumie beilag. "Wir haben versucht, den Absender ausfindig zu machen", sagt Ismail. Doch die Adresse, die angeblich von einem "Hans Mayer aus Hannover" stammte, erwies sich als falsch.
Ein bescheidener Bürger, der, wie es in dem Brief weiter heißt, "darum bittet, dass man sich für eine Rückführung von Grabgegenständen einsetzt" und die Übersendung der Mumie als "seinen Beitrag" ansieht? Oder steckt hinter der geheimnisvollen Mumie vielleicht eine Straftat? "Hauptsache, sie gelangt zurück nach Ägypten", sagt Ismail. Deshalb sandte sie das Paket an das Auswärtige Amt in Kairo, das es an das dortige Kultusministerium weiterleitete.
Hier arbeitet Ägyptens Chef der Altertümerverwaltung, Dr. Zahi Hawass (55). Er wird in den nächsten Tagen die Mumie, die den Gott Horus symbolisiert, untersuchen. "Viel kann ich noch nicht sagen, aber sie scheint echt zu sein", sagt der Wissenschaftler. Im Ägyptischen Museum in Kairo ist bereits eine andere, ähnliche Falkenmumie ausgestellt, die aus der Römerzeit (1. Jh. n. Chr.) stammt.
Im Hamburger Generalkonsulat wartet man gespannt auf die Ergebnisse der Untersuchung. Gestern kam ein Fax von Dr. Hawass: ein Dankesschreiben an Herrn Mayer: "Ihre Bemühungen unterstützen uns sehr in unserem Vorhaben, gestohlene Antiquitäten nach Ägypten zurückzubekommen und den illegalen Transport und Verkauf von gestohlenen Artefakten zu unterbinden", heißt es darin. Mayer wird davon wohl nie erfahren.
erschienen am 30. Sep 2003 in Hamburg
Von Claudia Sewig
Das geheinisvolle Paket kam per Post. Eine Papprolle, ausgestopft mit Papier. Darin ein Leinensack und ein anonymes Schreiben. So etwas hätten sie noch nie bekommen, sagt Hala Hassan Ismail (58), Generalkonsulin der Arabischen Republik von Ägypten in Hamburg, zum Abendblatt. Vorsichtig öffneten sie und ihre Mitarbeiter am Harvestehuder Weg die Rolle. Der Inhalt: die Mumie eines Falken, möglicherweise 2000 Jahre alt.
"Ich schicke Ihnen eine Falkenmumie, welche ich von meinem Großvater, der sie in den 60er-Jahren aus Ägypten mitgebracht hat, bekommen habe. Ich weiß nicht, wie alt sie ist, ob es eine gute Fälschung oder ein Original ist, dies werden Sie ja vielleicht prüfen lassen." So beginnt der nicht unterschriebene Brief, der der Mumie beilag. "Wir haben versucht, den Absender ausfindig zu machen", sagt Ismail. Doch die Adresse, die angeblich von einem "Hans Mayer aus Hannover" stammte, erwies sich als falsch.
Ein bescheidener Bürger, der, wie es in dem Brief weiter heißt, "darum bittet, dass man sich für eine Rückführung von Grabgegenständen einsetzt" und die Übersendung der Mumie als "seinen Beitrag" ansieht? Oder steckt hinter der geheimnisvollen Mumie vielleicht eine Straftat? "Hauptsache, sie gelangt zurück nach Ägypten", sagt Ismail. Deshalb sandte sie das Paket an das Auswärtige Amt in Kairo, das es an das dortige Kultusministerium weiterleitete.
Hier arbeitet Ägyptens Chef der Altertümerverwaltung, Dr. Zahi Hawass (55). Er wird in den nächsten Tagen die Mumie, die den Gott Horus symbolisiert, untersuchen. "Viel kann ich noch nicht sagen, aber sie scheint echt zu sein", sagt der Wissenschaftler. Im Ägyptischen Museum in Kairo ist bereits eine andere, ähnliche Falkenmumie ausgestellt, die aus der Römerzeit (1. Jh. n. Chr.) stammt.
Im Hamburger Generalkonsulat wartet man gespannt auf die Ergebnisse der Untersuchung. Gestern kam ein Fax von Dr. Hawass: ein Dankesschreiben an Herrn Mayer: "Ihre Bemühungen unterstützen uns sehr in unserem Vorhaben, gestohlene Antiquitäten nach Ägypten zurückzubekommen und den illegalen Transport und Verkauf von gestohlenen Artefakten zu unterbinden", heißt es darin. Mayer wird davon wohl nie erfahren.
erschienen am 30. Sep 2003 in Hamburg