Ägyptisches Baywatch
Verfasst: Mi 02 Jul, 2003 22:06
Habe gerade beim Stöbern folgenden interessanten Artikel gefunden:
Tourismus-Werbung im Bade-Anzug
In den 90er Jahren war die US-Schnulze "Baywatch" eine der erfolgreichsten TV-Serien. Dank dieser Seifenoper um ein Team von Rettungsschwimmern in Kalifornien brachte es sogar eine Schauspielerin wie Pamela Anderson Lee, die im wesentlichen ihre üppige Oberweite zu Lande und im Wasser zur Schau tragen musste, zu einigem Ruhm. Auf ein ähnliches Konzept setzt jetzt der ägyptische Produzent Youssef Mansour, berichtete die "Egyptian Gazette".
Der frühere Star in Kung Fu-Filmen plant eine 50teilige TV-Serie um ein Team mit arabischen und ausländischen Rettungsschwimmern mit dem Titel "Action in Hurghada". Drehbeginn soll im Oktober sein. Mansour, nach eigener Aussage Fan von "Baywatch", will auch selbst eine der Hauptrollen übernehmen.
"Es wird eine Mischung aus Action, Liebes- und Abenteuer-Geschichten", meint Mansour. Das läßt nicht viel Gutes ahnen. Hollywood in Hurghada? Hört sich so an, wenn Mansour schwärmt: "Wir werden schöne Mädchen und schöne Männer zeigen." Womit schon einmal die billigsten Klischees, die Hausfrauen das Bügeln am Nachmittag erleichtert, erfüllt sind. Mansour weiter: "Unsere Darsteller sollen eine bestimmte Größe haben, charmant und athletisch sein." Als ob Hurghada, eigentlich eher ein Ziel des Billig-Tourismus, der Nabel der Welt der Sportiven und Schönen wäre. Oder will er die kilometerlange Ansammlung von Hotels als idealen Ort für die Suche nach dem Traum-Mann/der Traumfrau anpreisen?
Solche bösen Gedanken weist Mansour natürlich zurück. "Es wird keine Sex-Szenen geben - nur zärtliche Küsse und sich liebende Menschen", wird er zitiert. Händchenhalten bei Sonnenuntergang am Strand statt heißer Szenen in der Disco oder im Hotelzimmer?
Auffällig bei der Vorstellung des Projektes ist, dass sich die Erklärungen überwiegend mit der zu erwartenden Schönheit der Darsteller beschäftigen. "Sie werden schöner als bei Baywatch in den USA sein. Wir haben schöne Mädchen aus dem Libanon und Syrien", wird Mansour zitiert. Keine Ägypterinnen? Aber diese Frage ist wohl verpönt. Von den männlichen Darstellern ist bisher keine Rede.
Also droht eine neue ägyptische Seifen-Oper. Auch das weist Mansour natürlich zurück. "Ich will Werbung für viele Dinge im modernen Ägypten machen. Die schönen Strände, die Riffe - unsere Unterwasserschätze." Junge Damen aus Syrien und dem Libanon im Badeanzug sollen den Tourismus in Ägypten wieder ankurbeln, so Mansours Idee.
Zumindest finanziell hat er sich damit offenbar schon durchgesetzt. Die internationale Tauch-Vereinigung PADI unterstützt das Projekt ebenso wie lokale Investoren. Kauf-Verträge für die Serie mit asiatischen und arabischen Fernseh-Sendern seien so gut wie geschlossen, mit einem US-Händler sei ein Abkommen auch schon sicher. Meistens ein Signal, dass die Serie mit jeweils 45minütigen Folgen auch irgendwann in Europa zu sehen sein wird.
Dann wird Mansour noch hochpolitisch. Er hoffe, der Export der Serie würde Ansichten im Westen über den Mittleren Osten ändern. „Im Westen haben wir doch immer noch ein Image, dass es hier nur Krieg und Kamel-Treiber gibt“, sagt er. Das will er ändern. Mit Damen im Bade-Anzug? Vergisst Mansour, dass sich ägyptische Damen etwa in Alexandria oder auch in Hurghada oft nur in voller Bekleidung ins Wasser trauen? Dass ein Kellner aus Nubien in einem Hotel in Hurghada durch sich oben-ohne am Pool räkelnde Touristinnen völlig verwirrt wird? Dass - selbst nach offizieller Ansicht - Touristen in Hurghada überwiegend nicht nach Ägypten, sondern nur ans Rote Meer fahren? Dass die Riffe vor Hurghada schon weitgehend Schaden durch die immensen Bautätigkeiten und den Massen-Tourismus erlitten haben? Dass Hurghada eben nicht Ägypten ist, sondern ein Ort, der jederzeit an jeden beliebigen Strand mit Sonnen- und Warmwasser-Garantie verlegt werden könnte, ohne dass ein Tourist es merken würde?
„Action in Hurghada“ - Werbung für ein islamisches Land mit Damen und Herren in Badebekleidung. Das könnte ein Eigentor werden. Denn wer mit Hollywood-Klischees arbeitet fördert mit Sicherheit nicht das Verständnis für die wahren sozialen, ethischen Verhältnisse in einem anderen Land. Aber vielleicht ist ja auch nur die die Hauptsache, dass bei Mansour die Kasse klingelt.
Sicher, liebe Besucher, haben Sie gemerkt, dass wir Hurghada, die klischeehafte Form des Tourismus, der sich über die Grenzen des Respekts für das Gastland hinwegsetzt (was sicher nicht für alle Hurghada-Touristen zutrifft), nicht besonders mögen. Vielleicht sind wir deshalb etwas zu kritisch. Aber wir haben über viele Jahre Land und Leute in verschiedenen Regionen, Sitten und Gebräuche, moralische Grundsätze kennengelernt. Beauties im Bade-Anzug sind mit Sicherheit nicht dass, was das wirkliche Ägypten beschreibt. (Mai 2003)
(quelle: http://www.luxor-westbank.com/aktuell7.htm)
Na, da bin ich mal gespannt, ob wir das auch demnächst in Deutschland zu sehen bekommen. Wär doch mal was für unsere zahlreichen Hurghada-Fans. Obwohl ich auch denke, genau wie der Verfasser des Artikels: Ob das tatsächlich zu Ägypten passt?
Gruß
Uli
Tourismus-Werbung im Bade-Anzug
In den 90er Jahren war die US-Schnulze "Baywatch" eine der erfolgreichsten TV-Serien. Dank dieser Seifenoper um ein Team von Rettungsschwimmern in Kalifornien brachte es sogar eine Schauspielerin wie Pamela Anderson Lee, die im wesentlichen ihre üppige Oberweite zu Lande und im Wasser zur Schau tragen musste, zu einigem Ruhm. Auf ein ähnliches Konzept setzt jetzt der ägyptische Produzent Youssef Mansour, berichtete die "Egyptian Gazette".
Der frühere Star in Kung Fu-Filmen plant eine 50teilige TV-Serie um ein Team mit arabischen und ausländischen Rettungsschwimmern mit dem Titel "Action in Hurghada". Drehbeginn soll im Oktober sein. Mansour, nach eigener Aussage Fan von "Baywatch", will auch selbst eine der Hauptrollen übernehmen.
"Es wird eine Mischung aus Action, Liebes- und Abenteuer-Geschichten", meint Mansour. Das läßt nicht viel Gutes ahnen. Hollywood in Hurghada? Hört sich so an, wenn Mansour schwärmt: "Wir werden schöne Mädchen und schöne Männer zeigen." Womit schon einmal die billigsten Klischees, die Hausfrauen das Bügeln am Nachmittag erleichtert, erfüllt sind. Mansour weiter: "Unsere Darsteller sollen eine bestimmte Größe haben, charmant und athletisch sein." Als ob Hurghada, eigentlich eher ein Ziel des Billig-Tourismus, der Nabel der Welt der Sportiven und Schönen wäre. Oder will er die kilometerlange Ansammlung von Hotels als idealen Ort für die Suche nach dem Traum-Mann/der Traumfrau anpreisen?
Solche bösen Gedanken weist Mansour natürlich zurück. "Es wird keine Sex-Szenen geben - nur zärtliche Küsse und sich liebende Menschen", wird er zitiert. Händchenhalten bei Sonnenuntergang am Strand statt heißer Szenen in der Disco oder im Hotelzimmer?
Auffällig bei der Vorstellung des Projektes ist, dass sich die Erklärungen überwiegend mit der zu erwartenden Schönheit der Darsteller beschäftigen. "Sie werden schöner als bei Baywatch in den USA sein. Wir haben schöne Mädchen aus dem Libanon und Syrien", wird Mansour zitiert. Keine Ägypterinnen? Aber diese Frage ist wohl verpönt. Von den männlichen Darstellern ist bisher keine Rede.
Also droht eine neue ägyptische Seifen-Oper. Auch das weist Mansour natürlich zurück. "Ich will Werbung für viele Dinge im modernen Ägypten machen. Die schönen Strände, die Riffe - unsere Unterwasserschätze." Junge Damen aus Syrien und dem Libanon im Badeanzug sollen den Tourismus in Ägypten wieder ankurbeln, so Mansours Idee.
Zumindest finanziell hat er sich damit offenbar schon durchgesetzt. Die internationale Tauch-Vereinigung PADI unterstützt das Projekt ebenso wie lokale Investoren. Kauf-Verträge für die Serie mit asiatischen und arabischen Fernseh-Sendern seien so gut wie geschlossen, mit einem US-Händler sei ein Abkommen auch schon sicher. Meistens ein Signal, dass die Serie mit jeweils 45minütigen Folgen auch irgendwann in Europa zu sehen sein wird.
Dann wird Mansour noch hochpolitisch. Er hoffe, der Export der Serie würde Ansichten im Westen über den Mittleren Osten ändern. „Im Westen haben wir doch immer noch ein Image, dass es hier nur Krieg und Kamel-Treiber gibt“, sagt er. Das will er ändern. Mit Damen im Bade-Anzug? Vergisst Mansour, dass sich ägyptische Damen etwa in Alexandria oder auch in Hurghada oft nur in voller Bekleidung ins Wasser trauen? Dass ein Kellner aus Nubien in einem Hotel in Hurghada durch sich oben-ohne am Pool räkelnde Touristinnen völlig verwirrt wird? Dass - selbst nach offizieller Ansicht - Touristen in Hurghada überwiegend nicht nach Ägypten, sondern nur ans Rote Meer fahren? Dass die Riffe vor Hurghada schon weitgehend Schaden durch die immensen Bautätigkeiten und den Massen-Tourismus erlitten haben? Dass Hurghada eben nicht Ägypten ist, sondern ein Ort, der jederzeit an jeden beliebigen Strand mit Sonnen- und Warmwasser-Garantie verlegt werden könnte, ohne dass ein Tourist es merken würde?
„Action in Hurghada“ - Werbung für ein islamisches Land mit Damen und Herren in Badebekleidung. Das könnte ein Eigentor werden. Denn wer mit Hollywood-Klischees arbeitet fördert mit Sicherheit nicht das Verständnis für die wahren sozialen, ethischen Verhältnisse in einem anderen Land. Aber vielleicht ist ja auch nur die die Hauptsache, dass bei Mansour die Kasse klingelt.
Sicher, liebe Besucher, haben Sie gemerkt, dass wir Hurghada, die klischeehafte Form des Tourismus, der sich über die Grenzen des Respekts für das Gastland hinwegsetzt (was sicher nicht für alle Hurghada-Touristen zutrifft), nicht besonders mögen. Vielleicht sind wir deshalb etwas zu kritisch. Aber wir haben über viele Jahre Land und Leute in verschiedenen Regionen, Sitten und Gebräuche, moralische Grundsätze kennengelernt. Beauties im Bade-Anzug sind mit Sicherheit nicht dass, was das wirkliche Ägypten beschreibt. (Mai 2003)
(quelle: http://www.luxor-westbank.com/aktuell7.htm)
Na, da bin ich mal gespannt, ob wir das auch demnächst in Deutschland zu sehen bekommen. Wär doch mal was für unsere zahlreichen Hurghada-Fans. Obwohl ich auch denke, genau wie der Verfasser des Artikels: Ob das tatsächlich zu Ägypten passt?

Gruß
Uli