Ich bin gewappnet. Der sympathische Kameltreiber grinst nur deshalb so nett unter seinem Turban hervor, weil er nach dem Kameraklick "Bakschisch" erwartet und der Devotionalienverkäufer bei den Pyramiden, der Tutanchamun in allen Hölzern feil bietet, kennt Österreich zwar nicht wirklich, versichert mir aber trotzdem, dass gerade dort die schönsten Frauen herkommen. Warum? Naja, er will verkaufen.
Im Land der Pharaonen muss man hart bleiben, sonst macht sich der Fluch selbiger am stärksten in der Brieftasche bemerkbar.
Ein netter Bericht über das Feilschen in Ägypten:
http://www.kleinezeitung.at/freizeit/re ... /index.jsp
Gruß
Uli
Feilschen
Hallo Uli,
was uns vor vielen, vielen Jahren im Tal der Könige passierte hat zwar nichts mit Feilschen zu tun, aber es zeigt, dass manch ein Ägypter über ein tolles angeborenes Marketing-Talent verfügt.
Mein Mann hatte seine Heimat 20 Jahre nicht gesehen und wir machten zusammen eine Reise nach Oberägypten - mit Reiseleitung! George hiess der liebe Mann, der sicher inzwischen nicht mehr lebt, er war damals schon nicht mehr der Allerjüngste. George warnte eindringlich vor 'Antiquitäten-Verkäufern' und ich konnte mein Mann so lange in den Ohren liegen, wie ich wollte, wenn mir verstohlen ein 'echtes' Stück angeboten wurde - er blieb hart. Die ganze Reisegruppe hatte sich inzwischen mit 'echt' Pharaonischem eingedeckt - George liess sich die Erwerbungen jedesmal zeigen und erklärte, woran zu erkennen sei, dass es eben kein echtes altes Stück ist.
Bei der Rückfahrt vom Tal der Könige machte die Gruppe halt bei einer Töpferei, die ausdrücklich nur 'neue' Sachen verkauft. Wir schauten uns um und kamen mit dem Inhaber ins Gespräch, der es kaum fassen konnte, dass mein Mann seit 20 Jahren das erste Mal wieder in Ägypten war und beide unterhielten sich angeregt beim Schai über das Leben in Deutschland und darüber, was sich in 20 Jahren in Ägypten verändert hat. Dazwischen fragte ich, ob er nicht doch was Altes habe - ich dachte mein Mann unterhält sich so gut mit dem, vielleicht wird er vielleicht doch 'schwach'. Aber nein, sagte der Ladenbesitzer, er habe nur neue Sachen.
Unser Bus war bereits wieder abfahrbereit, wir verabschiedeten uns, als er an der Tür innehielt und uns bat, zu warten. Er ging nach hinten und kam mit etwas Eingewickeltem wieder: nur und nur für uns, habe er ein einziges echtes Stück. Weil wir soo nette Leute seien, die, im Gegensatz zu den Anderen - er machte eine abfällige Kopfbewegung in Richtung der restlichen Reisegruppe - kunstsachverständige Menschen wären, die etwas Besonderes zu schätzen wüssten und weil mein Mann nach 20 Jahren zum ersten Mal wieder nach Ägypten gekommen sei, kurz, nur uns ganz allein verkaufe er sein wertvollstes Stück - ein Teil von einem bemalten Mumiensarg.
Selbstverständlich kauften wir sofort und ohne Umschweife und verabschiedeten uns mit Handschlag und dem Versprechen, beim nächsten Mal wiederzukommen. Mein Mann strahlte vor Glück und als George, wie üblich fragte, wer etwas gekauft habe, zeigte er voll Stolz und in Erwartung eines bewundernden Lobs sein eben erworbenes Stück Mumiensarg.
George brach in schallendes Gelächter aus: wir alle seien Esel, aber mein Mann sei der grösste .... und mit dem Fingernagel, mein Mann wollte ihm vor Empörung und Entsetzen in den Arm fallen, hob er die kunstvolle Bemalung ab. Es war ein, zugegebenermassen ausgezeichneter Kundstdruck, der auf ein gebogenes Stück Holz aufgebracht war - wobei er uns erklärte, WIE dieses Holz auf Alt gemacht worden war.
Um es kurz zu machen: mein Mann machte einen Riesenaufstand, die Touristenpolizei wurde eingeschaltet, mein Mann bekam sein Geld zurück und ich bedauere bis heute, dass wir dieses Stück 'Mumiensarg' nicht behalten haben - als Beweis dafür, über welche Verkaufs-Naturtalente Ägypten verfügt. Ich bin sicher, dieser Mann hätte mit einem solchen Talent in Europa Karriere gemacht!
meret
was uns vor vielen, vielen Jahren im Tal der Könige passierte hat zwar nichts mit Feilschen zu tun, aber es zeigt, dass manch ein Ägypter über ein tolles angeborenes Marketing-Talent verfügt.
Mein Mann hatte seine Heimat 20 Jahre nicht gesehen und wir machten zusammen eine Reise nach Oberägypten - mit Reiseleitung! George hiess der liebe Mann, der sicher inzwischen nicht mehr lebt, er war damals schon nicht mehr der Allerjüngste. George warnte eindringlich vor 'Antiquitäten-Verkäufern' und ich konnte mein Mann so lange in den Ohren liegen, wie ich wollte, wenn mir verstohlen ein 'echtes' Stück angeboten wurde - er blieb hart. Die ganze Reisegruppe hatte sich inzwischen mit 'echt' Pharaonischem eingedeckt - George liess sich die Erwerbungen jedesmal zeigen und erklärte, woran zu erkennen sei, dass es eben kein echtes altes Stück ist.
Bei der Rückfahrt vom Tal der Könige machte die Gruppe halt bei einer Töpferei, die ausdrücklich nur 'neue' Sachen verkauft. Wir schauten uns um und kamen mit dem Inhaber ins Gespräch, der es kaum fassen konnte, dass mein Mann seit 20 Jahren das erste Mal wieder in Ägypten war und beide unterhielten sich angeregt beim Schai über das Leben in Deutschland und darüber, was sich in 20 Jahren in Ägypten verändert hat. Dazwischen fragte ich, ob er nicht doch was Altes habe - ich dachte mein Mann unterhält sich so gut mit dem, vielleicht wird er vielleicht doch 'schwach'. Aber nein, sagte der Ladenbesitzer, er habe nur neue Sachen.
Unser Bus war bereits wieder abfahrbereit, wir verabschiedeten uns, als er an der Tür innehielt und uns bat, zu warten. Er ging nach hinten und kam mit etwas Eingewickeltem wieder: nur und nur für uns, habe er ein einziges echtes Stück. Weil wir soo nette Leute seien, die, im Gegensatz zu den Anderen - er machte eine abfällige Kopfbewegung in Richtung der restlichen Reisegruppe - kunstsachverständige Menschen wären, die etwas Besonderes zu schätzen wüssten und weil mein Mann nach 20 Jahren zum ersten Mal wieder nach Ägypten gekommen sei, kurz, nur uns ganz allein verkaufe er sein wertvollstes Stück - ein Teil von einem bemalten Mumiensarg.
Selbstverständlich kauften wir sofort und ohne Umschweife und verabschiedeten uns mit Handschlag und dem Versprechen, beim nächsten Mal wiederzukommen. Mein Mann strahlte vor Glück und als George, wie üblich fragte, wer etwas gekauft habe, zeigte er voll Stolz und in Erwartung eines bewundernden Lobs sein eben erworbenes Stück Mumiensarg.
George brach in schallendes Gelächter aus: wir alle seien Esel, aber mein Mann sei der grösste .... und mit dem Fingernagel, mein Mann wollte ihm vor Empörung und Entsetzen in den Arm fallen, hob er die kunstvolle Bemalung ab. Es war ein, zugegebenermassen ausgezeichneter Kundstdruck, der auf ein gebogenes Stück Holz aufgebracht war - wobei er uns erklärte, WIE dieses Holz auf Alt gemacht worden war.
Um es kurz zu machen: mein Mann machte einen Riesenaufstand, die Touristenpolizei wurde eingeschaltet, mein Mann bekam sein Geld zurück und ich bedauere bis heute, dass wir dieses Stück 'Mumiensarg' nicht behalten haben - als Beweis dafür, über welche Verkaufs-Naturtalente Ägypten verfügt. Ich bin sicher, dieser Mann hätte mit einem solchen Talent in Europa Karriere gemacht!
meret
Wenn Du liebst, liebe eine Göttin, wenn Du stiehlst, stiehl ein Kamel (Ägyptisches Sprichwort)
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- Weltenbummler
- Beiträge: 6310
- Registriert: So 10 Okt, 2004 19:59
- Kontaktdaten:
Glück gehabt, wenn es echt gewesen wäre, wäre Dein Mann was länger in den Knast gewandert oder hätte richtig zahlen müssen...
Autor des Reiseführers "ÄGYPTEN - DAS NILTAL von Kairo bis Abu Simbel"
Geschichten aus und über Ägypten: Toms-Notes.com
Geschichten aus und über Ägypten: Toms-Notes.com
Hahaha,
starke Story!
Ja, ich glaube solche Erlebnisse hat jeder, der öfter mal in Ägypten ist.
Wir haben auch so einen Spezi in Luxor. Der hat dort einen Laden und hat es tatsächlich mit Geschick geschafft uns in seinen Laden zu kriegen (was normalerweise gar nicht einfach ist, weil wir uns selten belabern lassen). Wir haben eine Tasse Tee mit ihm getrunken, ein paar kleine Andenken gekauft und sind dann wieder weg. Das war eine Sache von höchstens 30 Minuten. Nix besonderes also.
Aber das erstaunliche an der Sache war, dass wir ein Jahr später wieder an dem Laden vorbei gelaufen sind. Plötzlich kommt der Ladenbesitzer raus begrüsst uns ganz heftig, nach dem Motto: Schön, dass Ihr wieder da seid!
Der konnte sich ganz genau an das damalige Verkaufsgespräch erinnern, was wir gekauft haben, etc. Und wir sind so markant nun auch nicht, dass man sich unbedingt an uns erinnern müsste.
Was für ein Personengedächtnis!
Ich fand das total erstaunlich, aber auch das gehört wohl zu dem unglaublichen Verkaufstalent der Ägypter.
Seitdem müssen wir jedes Jahr in den Laden
Wir überlegen schon, wie wir uns beim nächsten Mal dran vorbei schleichen
Gruß
Uli
starke Story!
Ja, ich glaube solche Erlebnisse hat jeder, der öfter mal in Ägypten ist.
Wir haben auch so einen Spezi in Luxor. Der hat dort einen Laden und hat es tatsächlich mit Geschick geschafft uns in seinen Laden zu kriegen (was normalerweise gar nicht einfach ist, weil wir uns selten belabern lassen). Wir haben eine Tasse Tee mit ihm getrunken, ein paar kleine Andenken gekauft und sind dann wieder weg. Das war eine Sache von höchstens 30 Minuten. Nix besonderes also.
Aber das erstaunliche an der Sache war, dass wir ein Jahr später wieder an dem Laden vorbei gelaufen sind. Plötzlich kommt der Ladenbesitzer raus begrüsst uns ganz heftig, nach dem Motto: Schön, dass Ihr wieder da seid!

Der konnte sich ganz genau an das damalige Verkaufsgespräch erinnern, was wir gekauft haben, etc. Und wir sind so markant nun auch nicht, dass man sich unbedingt an uns erinnern müsste.
Was für ein Personengedächtnis!
Ich fand das total erstaunlich, aber auch das gehört wohl zu dem unglaublichen Verkaufstalent der Ägypter.
Seitdem müssen wir jedes Jahr in den Laden

Wir überlegen schon, wie wir uns beim nächsten Mal dran vorbei schleichen

Gruß
Uli