Brotknappheit in Ägypten

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Brotknappheit in Ägypten

Beitragvon Osiris » So 28 Sep, 2003 16:21

Schlangestehen für das Pausensandwich der Schüler

ber. Kairo, 22. September

Seit Wochen hatte sich das Problem angekündigt, am Samstag war es so weit: In vielen staatlichen ägyptischen Bäckereien ging das Brot aus, und Kunden mussten abgewiesen werden. Doch der Samstag war am Nil kein gewöhnlicher Wochentag, sondern für rund achtzehn Millionen Kinder der Schulanfang. Bereits vor sechs Uhr morgens bildeten sich lange Schlangen vor den Bäckereien, wo die Arbeiter ohne Unterbruch Teigkugeln in die Gasöfen schoben und Brotfladen herauszogen. Doch wenn die staatlichen Betriebe auch zeitig mit der Arbeit anfangen, so schliessen sie auch punkt zwölf Uhr mittags - egal, ob noch Leute anstehen oder nicht. «Seit einigen Monaten warte ich bis zu zwei Stunden, um das günstigere Brot zu erhalten», berichtet Iman Ahmed, die in der ärmlichen Kairoer Vorstadt Heluan wohnt. Am Samstagmorgen war dazu keine Zeit, und so konnte Iman ihrer Tochter, die an diesem Tag eingeschult werden sollte, nur ein paar Kekse mitgeben.

Subventioniertes Grundnahrungsmittel
Auch wenn am Samstag nichts davon zu merken war, hatte die ägyptische Regierung die Brotkrise sehr wohl vorausgeahnt. So hatte Präsident Mubarak am Mittwoch angeordnet, die Brotproduktion für die knapp 70 Millionen Ägypter um zehn Prozent zu steigern. Nach Angaben des Informationsministers soll so ein Ausstoss von 210 Millionen Fladen pro Tag erreicht werden. Das ist bei weitem nicht alles Brot, das in Ägypten verzehrt wird, sondern nur das vom Staat produzierte und subventionierte. Während ein Staatsfladen umgerechnet 1 Rappen kostet, verlangt der private Bäcker dafür 4 Rappen. Ein Fladen wiegt zirka 80 Gramm, und wer ein richtiger Ägypter ist, verzehrt davon mindestens vier Stück pro Tag. Brot ist am Nil das wichtigste Grundnahrungsmittel und wird zu allen Mahlzeiten gereicht. Und deshalb heisst es hier nicht wie sonst in der arabischen Welt «khubz», sondern «aish»; ein Wort, das sich direkt vom Verb «leben» ableitet. Vor 26 Jahren war es wegen des «aish» sogar zu einem Volksaufstand gekommen. Die Regierung hatte angekündigt, den Brotpreis zu erhöhen, und unverzüglich gingen die Ägypter auf die Strasse. Die «Brotunruhen» von 1977 sind eine unvergessene Lektion geblieben, nämlich die, dass den Armen das einzige Nahrungsmittel, welches sie sich in grossen Mengen und in guter Qualität leisten können, nicht entzogen werden darf. So zerbricht sich die ägyptische Presse den Kopf über die Gründe der jetzigen Brotknappheit. Einer scheint das subventionierte Mehl zu sein, welches an die 3500 Staatsbäckereien im Land geliefert oder eben nicht geliefert wird. Wie vieles andere in Ägypten landet ein Teil davon auf dem Schwarzmarkt, wo es die privaten Bäckereien gerne aufkaufen. Auf dem regulären ägyptischen Markt ist der Mehlpreis in den vergangenen Monaten von umgerechnet 220 Franken auf 350 Franken pro Tonne gestiegen, womit das Brotbacken für Privatunternehmer unrentabel geworden ist. Deren Kundschaft schwindet ausserdem, da vermehrt auch Bürger der Mittelschichten bei den Staatsbäckereien einkaufen. Sie leiden noch mehr als die bescheidenen Unterschichten unter dem Preisanstieg für alle Importgüter.

Unterbrochene Weizenimporte
Präsident Mubarak gibt gerne der Bevölkerungsexplosion die Schuld an sämtlichen Problemen in Ägypten, nämlich der Arbeitslosigkeit, der Inflation, der mangelhaften Ausbildung und schliesslich sogar dem Brotmangel. Doch dieser scheint woanders, nämlich vom Krieg gegen den Irak und vom diesjährigen Regenmangel, herzurühren. Mit dem Kriegsbeginn hatte Ägypten zunächst seine Weizenimporte gestoppt und zehrte seither von den Reserven. Nun sind diese aufgebraucht, und das Land muss Weizen importieren, welcher sich seit April wegen der weltweit gestiegenen Transportpreise und der schlechten Ernte beträchtlich verteuert hat.

(quelle: NZZ Online)

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Beitragvon Uli » So 28 Sep, 2003 18:40

Als wir jetzt da waren gabs kein Sprudelwasser.
In ganz Oberägypten gabs zwei Wochen nur Stilles Wasser (Baraka).

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Beitragvon Osiris » Mo 29 Sep, 2003 13:05

hi,

wir kaufen eigentlich sowieso fast nur stilles wasser wie baraka und co
und "tunen" das dann bei bedarf mit vitamintabletten :D

mfg
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