[Reisebericht] Kairo

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[Reisebericht] Kairo

Beitragvon Isis » Do 05 Aug, 2004 13:59

[center]nebtaui hat folgenden Bericht geschrieben:[/center]



Salam!

Rettungs- und restlos an den Nil verloren hat die Welt mich ja schon vor Jahrzehnten, leider war es mir erst vor etwas über 10 Jahren erstmals vergönnt, überhaupt in den Orient zu reisen.

Ich hatte damals mit Tunesien begonnen.

Meinen Informationen nach ist Ägypten als Reiseland für uns Europäer ein gutes Stück schwieriger (ich rede mehr von Individualreisen bzw. "individualisierten" Pauschalreisen!), weil ursprünglicher.
Historisch eigentlich ganz gut präpariert, setzte ich ungefähr ein Vierteljahr vor Abreise mit dem Lesen ein und schmökerte mich durch etliche Reiseführer, Erlebnisberichte und Bildbände. Nachdem ich das alles mit meinen tunesischen Erfahrungen in Beziehung gesetzt hatte, hob der Flieger in Düsseldorf ab.

Kairo.

Ich krabbelte dort nur noch mit einem einzigen, europäischen Mitreisenden aus der Maschine und alle umstehenden und gehenden Ägypter tippten sich an die Stirn, als sie mich ein lautes "Hurra!" schreien hörten. Ich hatte den ersten Fuß auf ägyptischem Boden.
So war ich komplett auf Ramadan eingestellt und zog meine Kreise immer länger, weiter, mutiger.
Der eindrucksvollste Abend war leider auch gleichzeitig mein letzter; der allerletzte Abend des Ramadan! Millionen Menschen auf den Straßen! Tausende von Trommeln, abertausende Tanzende, Feiernde, Essende, ein hoher Triller nach dem nächsten. Licht, Musik, Freude und ich, ich mittendrin. Ich löste mich durch die Wahl meiner Kleidung im Straßenbild auf und wurde wirklich Teil Kairos. Ich kriegte nicht genug: Khan-El-Khalili (mit Gewürzmarkt!) - Fustat - Midan Tahrir - Corniche und dann Hauptbahnhof. Von dort schleppte ich mich das letzte Stück zur Sharia Ghoumourija und freute mich nur noch, daß der Lift im Victoria tatsächlich funktionierte. Ob ich die Stufen noch geschafft hätte .... ?
Völlig berauscht saß ich in der Bar vom Victoria und mein Stift flog nur so über die Seiten meines Reiseberichtes, als mich dies bewußte Ehepaar ansprach. Am übernächsten Tag (jawoll, mein Rückflug dauerte mehr als 48 Stunden, aber das, das ist eine ganz andere Geschichte) lag ich in der heimischen Badewanne und ich hörte die Trommeln Kairos noch ....

Michael

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Beitragvon Isis » Do 11 Jan, 2007 17:47

[align=center] angelika hat folgenden Bericht geschrieben:[/align]

Khan el Khalili Bazar

:(

Alle Welt besichtigt den Khan-el-Khalili-Bazar, also haben wir uns auch auf die Socken gemacht.

Unser Fahrer hat uns vor dem Midan Hussein abgesetzt, was für ein Getümmel! Die Busse kommen fast im Minutentakt und spucken Touristen aus.

Wir haben uns ein bisschen hingesetzt und den marktschreierischen Touristenschleppern vor den Restaurants zugesehen. Vorsicht:[color=#] [/color]diese Lokale am Midan Hussein unbedingt meiden!!! Es existieren zwar Preislisten, aber spätestens bei der Rechnung wird der zahlende Gast einer Ohnmacht nahe sein! Die ausgewiesenen Preise entpuppen sich dann als "Nettopreise", der Endbetrag liegt 3-4x so hoch. 2 Dosen Cola kosten dann 35,-- LE!!! Einem englischen Pärchen nahm man für zwei Kebabs mit Getränken schlappe 150,-- LE ab.

Wir haben uns von einem Lokal die Küche und Toilette zeigen lassen. Was wir da zu sehen bekamen, hat uns die Nackenhaare hochgetrieben. Da ist der Durchfall im Preis mit drin - vielleicht ist es deshalb auch so teuer??? :wink:

Wer unbedingt im Basar essen & trinken möchte, sollte das Café Nagib-Mahfus aufsuchen. Das wird vom Mena-House Oberoi betrieben und ist wirklich eine Oase in dem Trubel & Dreck. Dort sind die Preise fest und letztendlich isst & trinkt man günstiger, als am Midan Hussein. Ein tolles Ambiente gibt es in diesem alten Plastgebäude noch umsonst dazu. Die Toiletten sind natürlich auch sauber! Wenn man durch den Goldsouk geht kann man es gar nicht verfehlen - man stolpert quasi über den Metalldetektor am Eingang. Die alte, schwere Tür klemmt ein wenig - also feste dagegen stemmen, dann geht sie auch auf! :idea:

Apropos Goldbasar: wer immer behauptet man könne dort Goldschmuck besonders günstig kaufen, der bewegt sich nun wirklich im Bereich der Geschichten aus 1001 Nacht. Denn merke: der Goldpreis ist weltweit festgesetzt!!! Lediglich die Bearbeitung ist günstiger. Also: Finger weg von solchen Schnäppchen, sonst schlägt die Freude über einen vermeintlichen günstigen Preis schnell um, wenn man daheim feststellen muß, daß man schon wieder übers Ohr gehauen wurde!!!

Ansonsten haben wir uns bei unserem Rundgang im Wesentlichen an den Tondok-Führer gehalten. Es ist unglaublich wie, nur wenige Meter vom Midan Hussein entfernt, der berühmteste Basar der Welt zu einem Dreckloch wird! Schlamm, Gestank und meterhoher Müll! Nein, das muss man nicht haben! Es gab dort wirklich NICHTS, aber auch gar NICHTS, daß ich hätte kaufen wollen.

Wir sind dann im Norden am Stadttor Bab-el-Futuh raus und wollten ursprünglich noch einen Blick in die nördliche Totenstadt werfen. Von dieser Idee haben wir dann aber doch Abstand genommen, als wir davorstanden & ein paar Schritte entlang gegangen sind. Der Dreck & Gestank im islamischen Viertel hat uns schon gereicht, da brauchten wir die Totenstadt nicht mehr. Wir hätten uns dort auch nicht sicher gefühlt, wurden wir doch schon recht misstrauisch beäugt.

Also am nächsten Stadttor, Bab-el-Nasr, wieder rein ins islamische Viertel und dem Tondok weiter folgend zurück zum Midan Hussein. Von dort aus mittels Fußgänger-Unterführung rüber zur Al-Azhar-Moschee.

Wenn man sich dort rechts entlang der Hauptstraße hält, findet man an der nächsten Ecke ein brauchbares arabisches Fast-Food-Restaurant. Der Besitzer winkt einen dann nach oben. Die Toiletten sind einigermaßen sauber. Wir haben dort für 7 LE pro Nase gegessen. Also, wenn einen der Hunger nach dem Basarbesuch packt, die paar Schritte weiter lohnen sich durchaus!

Unser Fazit zum Khan-el-Khalili: ein Dreckloch, daß man nicht unbedingt gesehen haben muss. Touristenfirlefanz gibt es überall besser und günstiger zu erwerben. Wenn man denn unbedingt eine Wasserpfeife, Papyrus oder ähnliches kaufen will!

Mein Mann bemerkte makaber: Der Selbstmordattentäter, der sich dort im Basar in die Luft gesprengt hat, sei entweder:

a) ein frustrierter Umweltaktivist
oder
b) ein frustrierter Verbraucherschützer

gewesen!!


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Beitragvon Isis » Fr 12 Jan, 2007 09:40

[align=center] bint hathor hat folgenden Bericht geschrieben:[/align]

Hm.... das klingt ziemlich vernichtend. Wir sind letzten Oktober zu Fuß von der Zitadelle Richtung Khan el Khalili gelaufen, also auch durch den einheimischen Markt. Wir hatten den Eindruck, dass sich dorthin kaum ein Tourist verirrt - im Gegensatz zum Khan el Khalili! Wir wurden auch entsprechend begafft, es war aber überhaupt nicht unangenehm, ein paar kichernde Jungens, die ihre Augen nicht von unserer Tochter lassen konnten, ein paar junge Frauen, die unsere Haare anfassen mussten - aber alles freundlich und unaufdringlich - wir hatten keinen Grund, uns zu fürchten oder uns belästigt zu fühlen. Obst und Gemüse lachten uns an, vor allem die riesigen Granatäpfel waren die pure Verlockung, aber da wir am nächsten Tag abreisen wollten (?? mussten!), hatten sie keine Chance... wir wollten unsere Koffer eigentlich mit langlebigeren Mitbringseln füllen.
Auf den Marktgassen lag natürlich der Dreck, aber gestunken hat er nicht. Er war ja frisch und wird täglich zusammengefegt und entsorgt. An einem Platz beim Bab Zuwela wurde Geflügel gerupft, um Köpfe und Füße balgten sich ein paar Katzen - dieser Abfall wurde gefuttert, bevor er anfangen konnte zu stinken...
Im Khan el Khalili wollten wir eigentlich im Fishawi etwas trinken, zu unserer großen Enttäuschung war es aber geschlossen. So setzten wir uns direkt nebenan in ein Lokal, direkt an der Gasse. Trinkend und Wasserpfeife rauchend machten wir bei einem netten Gespräch noch ein paar Geschäfte mit dem Händler von Gegenüber - alles war sehr entspannt. Zur Toilette wurden wir zu dem in Angelikas Beitrag erwähnten Restaurant geschickt - alles einwandfrei!
Eingekauft haben wir reichlich, und die Preise waren unserer Meinung nach noch okay, den Silberschmuck fand ich allerdings eher teuer im Vergleich zu einem Stück, dass ich in Zamalek gekauft hatte. Dafür haben sie sich aber alle Beine rausgerissen, um unseren eigenen Schmuck zu putzen und da meine Tochter den gleichen Ring wollte wie ich, im Laden aber nur einer davon vorhanden war, wurde ein Angestellter losgeschickt und kam nach einer Viertelstunde mit einem zweiten Exemplar wieder! Da konnte man dann doch nicht meckern. Am Schluss habe ich noch ein halbes Dutzend Bauchtanztücher für meinen Tanzkurs eingekauft - und mit den Preisen, die man dafür hierzulande ausgibt, kenne ich mich wirklich aus! Die Tücher, die ich im Khan gekauft habe, kosteten nicht mal einen Bruchteil davon, und sie waren ordentliche Qualität.
Man kann also nicht alles verallgemeinern - wir hatten generell keinen schlechten Eindruck, nachgeschmissen kriegt man dort zwar nichts, aber unerträglich ist es dort keineswegs. Wir haben es jedenfalls genossen.

Viele Grüße
bint_hathor


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