Moin aus dem rauhen Norden!
Nun bin ich ja wohl noch mal gefordert:
Erstmal zu Udo und anderen Tauchern:
Ich stehe absolut auf dem Standpunkt, dass jeder, den das Tauchen gepackt hat, entweder ziemlich bald alles oder bei chronischen roten Zahlen auf dem Girokonto nach und nach eine eigene Ausrüstung haben sollte, und zwar in dieser Reihenfolge:
Maske, einfachen Schnorchel ohne Ventil, ordentliche, zur Kondition passende Fersenbandflossen, stabile Neoprenstiefel
Atemregler, muss kein High-end sein, mindestens mit Finimeter, sinnvollerweise mit Octopus. Ob Konsole oder Rest der Instrumente am Arm ist Ansichtssache, ich bin Konsolenfan, weil alles auf einen Blick sichtbar. Eigener Regler ist Gold wert, wenn man auf einigen Basen die verhunzten versifften Leihteile sieht, und damit meine ich das Innenleben, an dem mein Leben hängt
Anzug, je nach meinen Reise- und sonstwie Tauchvorlieben und Temperaturen zwischen 5 und 7 mm. Shortie lehne ich kategorisch ab. Bei Tauchgängen von Land aus reicht eine blöde Welle bei Ein- und Ausstieg, die mich etwas beutelt, und schon bin ich fies lädiert und der Kram entzündet sich meist auch noch.
Jacket, nach Passform und Finanzrahmen gekauft, kein Wing-Jacket, denn mit Ohnmachtsicherheit und guter Oberflächen-Schwimmlage hat das absolut nichts zu bieten. Und auch ohne die neumodische Bleiintegration.
Mal so zwischendurch einen leeren Bleigurt. Ideal sind die mit Taschen, liegen schön weich an und der Bleicheck geht viel schneller. Und auf Metallschnalle achten. Dickbäuchige Leute sollten da etwas mehr investieren und einen Taschengurt mit Hosenträgern wählen, sieht klasse aus, gerade wieder in Dahab erlebt, wie einem gerade abtauchenden Mann der Gurt von der Wampe rutschte, knapp an mir vorbeisauste und auf 58 m fast einen Zacki erschlagen hätte. Der Typ war platt und deren Guide wegen der Fundtiefe schockiert, als ich ihm knapp eine Stunde später den Gurt wiedergab (da waren 16 kg drauf, war ne böse Asterei, aber Blei gehört nun mal nicht ins Riff).
Und eine Signalboje (am besten die von A.P.Valves, die steht wirklich sicher, die billigen Signalpimmel fallen bei der kleinsten Welle um) ist ein nettes, sinnvolles und evtl. lebensrettendes Geburtagsgeschenk.
Und dann kommen so nette Extras wie eine ordentliche Lampe mit 20 - 50 Watt, UW-Foto, am besten digital ab 3 Megapixel und unbedingt mit durchgeführtem Blitzanschluss plus Extrablitz, UW-Video, und ab dann wirds teuer (Mal so als Richtlinie: Meine Videoanlage ist mit 7.500 Euro Neuwert versichert und ist noch nicht high end, 12 Kiloeuro geht auch locker!)
Was man nicht braucht (und damit hat sich Jasmine schon mal ins Off geschossen, denn das hat sie gekauft): Shaker, Tankbanger, Schreibtafel, Signalblitzer und weiteren Tinnef.
Konkrete Ausrüstungstips:
Ich habe Jasmine heute gemailt
Semitrocki (besser Overall plus Weste als Long John plus Jacke). Empfehlung, da preiswert, gut und ggf. Maß oder Teilmaßfertigung: Sepadiver
Atemregler: Scubapro mittlere Preisklasse kann in EGY fast jeder warten.
Gut, robust und preiswert sind die von Seemann Sub, z. B. SL 25/400, nehmt lieber membran- als kolbengesteuert. (den tauche ich selbst und habe ihn auch in der Schulung). Finger weg von Poseidon, Apeks, Sherwood. (Anmerkung dazu: Poseidon und Apeks sind sehr gut, aber wenn mal was dran ist, bekommt in EGY fast keiner die Dinger gewartet, Fans dieser Automaten schrauben meist selbst und haben auch die Spezialwerkzeuge.)
Konsole: am besten von Suunto, weil da der absolut beste Kompass drin ist, sonst auch no name
Computer: Seemann Atmos 2 ist preiswert, gut, nitroxtauglich, bei Suunto
kenne ich das aktuelle Programm nicht genau - googeln hilft weiter.
Jacket: Wollt ihr was für die Ewigkeit, dann ein Buddy. Brave Arbeitstiere
gibts von diversen Firmen und auch oft bei Ebay. Meine Meinung zu
Bleiintegration kennst du schon.
So viel für dich, lieber Udo, und auch für alle anderen Interessierten als konkrete Tipps.
Nun zu Jasmine:
Als sie im ersten Posting erklärte, sie sei noch nie mit richtigen Neoprenfüßlingen getaucht, und auch noch fragte, ob das denn anders sei, dachte ich erst, her taucht ein Troll auf! Aber nein, sie meinte das und auch einiges anderes leider so
Ich habe die Befürchtung, sie und ihr Freund sind lernresistent, die beiden werden ihren Plan weiterverfolgen, weiter träumen und auf keinen noch so gutgemeinten Ratschlag von erfahrenen Leuten hören. Ich betrachte sie deshalb nach meiner letzten, sehr ausführlichen Mail von heute als unheilbar, sie hat von mir nach und nach sämtliche Infos bekommen, kann oder will sie aber nicht lesen, verstehen, verarbeiten, Konsequenzen ziehen. Sie wird sich sicherlich weder das von mir mehrfach dringend als Marktübersicht mit sehr informativen Basisartikeln gespickte Sonderheft "Scuba Guide" der Zeitschrift "Unterwasser" kaufen und durcharbeiten noch mal ein wirkliches Fachbuch wie den Ehm oder den Kromp/Roggenbach reinziehen.
Allen Leuten, die gern im Urlaub tauchen, rate ich immer wieder nur:
Besorgt euch nach und nach eigene Ausrüstung, spart auf die Dauer viel Geld und ihr wisst was ihr habt.
Macht Tauchgänge noch und nöcher.
Zertifizierung: Seht zu, dass ihr den Basen nicht Geld für oft überflüssige Kurse zahlt, investiert das Geld in Erfahrung = Tauchgänge. Ein PADI-OWDler, der mehr als zwei Seiten im Kromp/Roggenbach gelesen hat und 50 Tauchgänge hat, kann und weiß mehr als einer, der fürs gleiche Geld das AOWD-Buch kaufte und 20 Tauchgänge geloggt hat.
Basenauswahl: Sucht gezielt Basen, denen eure Taucherfahrung laut Logbuch wichtiger ist als das Kärtchen! Überall ist Wettbewerb, und wer die PADI-Schiene weiterfahren will, kann ja auch nach 50 TG seinen AOWD machen anstatt nach 7 (was absoluter Unsinn ist).
CMAS/PADI: Neugierige sollten nach mind. 40 TG auch mal andenken, den CMAS ** zu machen, dann erfahrt ihr, was euch bisher vorenthalten wurde.
Und: Tauchen ist eine Sportart, auch wenn PADI das als fun and adventure verkauft. Sucht euch vor dem Urlaub zu Hause eine Schwimmhalle, wo ihr mal mit ABC-Ausrüstung reindürft, und dann macht mal eure 50 Bahnenpaarmal vor dem Urlaub. Skifahrer machen schließlich auch vorbereitende Skigymnastik.
Und meidet (irgendwie spricht sich das ja doch herum) Tauchbasen, wo Leute wie Jasmine mit dann vielleicht 100 TG als verantwortliche Guides arbeiten. Wirklich gute Tauchbasen, die solchen Träumern empfehlen, nach weiteren 300 TG doch mal wieder nett anzufragen, werden hier und auch bei de.rec.sport.tauchen immer wieder genannt.
Abschließend eine Idee:
Irgenwie müsste das doch hinzukriegen sein, mal möglichst viele Taucher hier aus dem Forum auf einen Termin zu bündeln und gemeinsam eine Ägypten-Tauchreise zu machen. Kriege ich aber 2005 nicht mehr hin, bin nach derzeitigem Stand dreimal je eine Woche auf Nordsafari und weitere 7 Wochen verteilt auf März bis Oktober in Dahab - und mal will mein Chef mich auch sehen!
Aber vielleicht wollen ja einige jetzt im Sommer mit und mal sehen, wie man jenseits irgendwelcher Basenrestriktionen oder indirekten Zwängen zu Kursen einfach nur herrlich tauchen und so ganz nebenbei viel lernen kann. Daten und mehr Infos hier:
http://www.foerdetaucher.info/termine.html
Gruß
Jo