Lästige Bakschisch-Jäger vergraulen Touristen

Hier Fragen und Infos die das Reisen nach bzw. in Ägypten betreffen (keine Nennung von Veranstaltern / Anbietern)

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Uli
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Lästige Bakschisch-Jäger vergraulen Touristen

Beitragvon Uli » Do 14 Sep, 2006 21:10

Das Thema gab es ja schon des öfteren und erst letztens gab es eine heftige Diskussion zu dem Thema. Jetzt hat sich auch die ägyptische Tourismusbehörde darüber Gedanken gemacht und den entsprechenden Bericht der Mitteldeutschen Zeitung will ich Euch nicht vorenthalten.

Hier Ausschnitte:

Die hilfsbereiten Geister erwarten ständig Trinkgeld, also Bakschisch. Die ägyptische Tourismusbehörde macht sich inzwischen Sorgen, dass viele Touristen das Land mit einem bitteren Nachgeschmack verlassen könnten, weil ihnen immer mehr Verkäufer, Angestellte oder Taxifahrer Bakschisch aus den Taschen ziehen.


Die Regierung habe im April deswegen eine Kampagne mit dem Slogan «Tourismus ist für alle gut» gestartet. In Fernseh- und Radiospots und auf Plakaten sollen die Bürger für ein angemessenes Verhalten Besuchern gegenüber sensibilisiert werden. Das 100 Millionen Pfund (rund 14 Millionen Euro) teure Projekt soll helfen, den Menschen begreiflich zu machen, dass alle vom Fremdenverkehr profitieren können.


Die 44-Jährige hat trotzdem Verständnis: «Irgendwie gehört das hier schon zur Kultur.» Sie findet es aber falsch, wenn einige Touristen es zu gut meinen: «Das treibt die Preise in die Höhe und die Leute werden unverschämt.»


und der ganze Artikel hier:
http://www.mz-web.de/servlet/ContentSer ... 8881578737

Gruß
Uli

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Anchese
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Beitragvon Anchese » Fr 15 Sep, 2006 10:44

hallo,
ja es stimmt, es ist manchmal sehr lästig und aufdringlich. aber da ich mehrmals im Jahr nach Ägypten fahre ist das für mich schon normal.
Was mich aber abschreckt ist: Man würde gerne etwas kaufen von Händlern oder Geschäftsleuten aber traut sich nicht zu fragen was kostet es usw. Man bekommt dann die Händler nicht mehr los. Wenn diese nicht so aufdringlich wären würde mancher etwas kaufen,was den Leuten ja auch hilft, aber es schreckt einen ab was aufgedrängt zu bekommen.
Ich zeige deshalb nur Interesse für Sachen die ich auch kaufen will.
Das war mein Beitrag dazu.

Gruß
Anchese
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Wuestenstern
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Beitragvon Wuestenstern » Fr 15 Sep, 2006 17:42

An dieser "Tourismus ist für alle gut"-Kampagne kommt man zumindest in Cairo im Moment kaum vorbei. Die Poster sind ueberall, pro Metro-Station z.B. gibt es etwa drei davon. Mal sehen, ob ich ein Foto davon hochladen kann. Im wesentlichen steht darauf: "Pro 1.000.000 Touristen, die unser Land besuchen, entstehen 200.000 Arbeitsplaetze fuer uns und unsere Kinder - Tourismus ist fuer alle gut".
http://www.umdiewelt.de/authors.php?m=p&t=417

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Beitragvon Uli » Fr 15 Sep, 2006 20:40

Wuestenstern hat geschrieben: Mal sehen, ob ich ein Foto davon hochladen kann.


Jau, das wäre klasse :D

Gruß
Uli

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Tursiops
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Beitragvon Tursiops » Fr 15 Sep, 2006 21:11

Die Touristen selbst, die in der Vergangenheit für Minileistungen viel zu viel gaben, sind es, die in gewissen Regionen mittlerweile für ein einheimisches Bewusstsein sorgten, dass jeder Tourist ein wandelnder Euro-Sack ist. Und bitte bedenken, dass 95 % dieser Ägypter über nahezu null Bildung verfügen.

Beispiel:
In SSH kommen täglich xxx Touris an, da steht ein lizensierter Gepäckwagenverkäufer, der für 2 LE den Wagen abgeben muss. Anfangs sagte er vielleicht aus Spaß "Two Euro" - er bekam sie, immer wieder. Jetzt fordert er frech 2 Euro. Ich hatte passend 2 LE, er verweigerte mir den Wagen, solange bis ich laut wurde und mit der Airportaufsicht drohte und dann auch der Passbeamte böse guckte.

Normaltouristen gehen auch beim Gepäckverladen in den Bus etc. lieber jeder Diskussion aus dem Wege und zahlen 1 Euro oder mehr (kommt hnzu; sie können kein arabisch, wenig englisch und der Helfer kein deutsch): Wieder Lerneffekt bei den Ägyptern: 2 Meter Koffertragen = 1 Euro, also 100 Koffer anfassen = ein Monatseinkommen

Touristenshops sind ein Fall für sich:
Die Leute sind einfach zu blöd zu kapieren, dass der penetrant angesprochene Urlauber garantiert nichts kauft, sondern geradezu flüchtet! Die wenigen Länden, in denen das Personal das kapiert hat, machen die besten Umsätze.

Jo

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Thomas S
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Beitragvon Thomas S » Sa 16 Sep, 2006 09:53

Tursiops hat geschrieben:Touristenshops sind ein Fall für sich:
Die Leute sind einfach zu blöd zu kapieren, dass der penetrant angesprochene Urlauber garantiert nichts kauft, sondern geradezu flüchtet! Die wenigen Länden, in denen das Personal das kapiert hat, machen die besten Umsätze.


genau so hab ich das auch in ssh erlebt und das ist meine rede seit 3 jahren, als ich das erste mal in ägypten war....irgendwie raffen die das alle nicht so ganz, dass die kaufmentalität eines europäers anders ist.

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Tursiops
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Beitragvon Tursiops » Sa 16 Sep, 2006 10:54

Hallo Thomas,

ich habe vor Jahren mal ein nettes Gespräch mit einem Juwelier in Hurghada und noch eins mit einem T-Shirt-Shopinhaber in Safaga darüber gehabt. Beide hatten Läden, vor denen man völlig ungestört stehen bleiben konnte, sich die Auslagen beguckte, bei Interesse hineinging, dort weiter guckte, ggf. etwas fand und kaufte.

Der Juwelier sagte unverblümt, er habe schon mehrfach seinen Kollegen gesagt, dass seine guten Geschäfte genau darauf zurückzuführen seien, aber sie kapierten es nicht. Gut für ihn! (Lagebeschreibung dieses Shops: Direkt neben dem Peanuts, der hat auch etwas ausgefallene Sachen. Besagter Shirtladen in Safaga ist T-Shirt-Hans, Nähe Shams Safaga)

Gerade bei den T-Shirt-, Souvenir-, Parfum- und Papyrusläden ist natürlich zusätzlich das Problem, dass 10 oder mehr Shops im Umkreis exakt das gleiche Sortiment haben. Da meinen sie, wer am lautesten schreit und am meisten zerrt, hat gewonnen. Folge ist: Die Touristen verlassen deshalb gar nicht mehr die Hotelanlage.

Dahab ist da zum Glück ohnehin ein wenig anders. Und da ich dort oft mit Gruppen bin, mit denen am Anfang der Reise demonstrativ durch die Einkaufsmeile gehe, ich zweimal gegenüber einem Shopmenschen verbal grob wurde, nachdem er junge Frauen aus meiner Gruppe per Körperkontakt in seinen Parfümladen zerren wollte, hat es sich wohl herumgesprochen, dass man lieber diejenigen, die man einmal zusammen mit mir gesehen hat, in Ruhe lässt.

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Bahschisch allgemein

Beitragvon Amset » So 17 Sep, 2006 13:50

HALLO,
die Bakschischfragerei kann manchmal schon nerven, ich habe aber jetzt gerade auch die Erfahrung gemacht das man bei Nichtbeachtung sehr schnell seine Ruhe hat. Wenn es verdient ist gebe ich auch gerne Bakschisch. (Ali Babas nur sehr ungern und dann wenig). Bei Kamelritten ist es dieses Jahr vorgekommen, das die Kids Beträge unter 1€ nicht anehmen wollten. So gabs dann nichts.Ich war auch schon in vielen Läden ohne etwas zu kaufen und wurde nicht weiter bedrängt.
Bei einem Spaziergang in Edfu bin ich jedoch am Anlieger der Schiffe sehr massiv und auch abstossend von Bakschischjägern u. a. bedrängt worden. Übelster Anleger auf der ganzen Tour finde ich, aber die Stadt ist interressant.
Thomas Cook fährt seine Touristen aus diesem Grund nicht mehr mit den Kaleschen, sonder mit dem Bus zum Horustempel.
Gruss Amset

Mike Rumpf
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Beitragvon Mike Rumpf » Mo 18 Sep, 2006 12:39

Natürlich sind lästige Shop-Besitzer und Bakschisch-Jäger nervig. Ich meine aber, dass man sich das Leben mit ein paar Tricks und Verhaltensregeln etwas leichter machen kann.

- Wenn man über die Basars, Souks geht und ständig angequatscht wird, ist es eine nette Idee Gegenfragen zu stellen. Wenn Euch jemand fragt, woher ihr seid, um ein Verkaufsgeschräch anzuleiern, lasst ihn z.B. einfach raten. Bis der auf das richtige Land gekommen ist, seid ihr längst am Laden vorbei. Wobei es als Orient-Anfänger auch durchaus mal nett sein kann, die ganze Prozedur mit Tee, Erzählen der Familiengeschichte einfach mal mitzumachen.

- Sich nicht birren lassen. Wenn ihr Euch in einem Laden umsehen wollt, direkt ausprechen, ob ihr Beratung wünscht oder nicht.
Durchaus stehenbleiben, wenn jemand Euch irgendwo hinführen will, wo ihr nicht hinwollt. Im Souk in Luxor hat uns z.B. ein vielleicht 12jähriger Junge wie eine Schmeissfliege begleitet. Böse Blicke, Stehenbleiben - es hat alles nicht geholfen. Erst als ich ihm sagte, dass ich nicht will, dass er uns begleitet, ist er sofort gegangen. Direktheit hilft, auch wenn es mitunter unseren eigenen Vorstellungen von Höflichkeit zuwiderläuft.

- Es ist eine sehr gute Idee, Geld immer passend dabei zu haben und ständig darauf zu achten, dass man über genügend Kleingeld verfügt. Dann kommt man nämlich nicht in die Verlegenheit, unangemessene Summen für eine Dienstleistung zu bezahlen. Natürlich niemals in Euro zahlen.

- Ganz wichtig beim Bakschisch ist, das Geld immer verdeckt mit dem Handrücken nach oben zu überreichen, so dass der Gegenüber die genaue Summe nicht erkennen kann. Das zeigt, dass ihr die Geflogenheiten kennt (also kein Blödi-Touri seid, den man beliebig abzocken kann). Wenn jemand die Geldsumme vorher sehen will, Hand zurückziehen und kein Bakschisch geben. Denn ein derartiges Verhalten ist vom Bakschisch-Empfänger unverschämt. Mir ist aufgefallen, dass man sich so auch mal aus einer Bakschisch-Situation retten kann, wenn man gerade nur wenig Kleingeld dabeihat. Auf jeden Fall spart es Diskussionen um die richtige Geldsumme.

- Es ist auch eine gute Idee, in den ersten Urlaubstagen alle Läden zu meiden (desinteressiert vorbeigehen). Die Shopbesitzer kennen irgendwann (wenn ihr häufiger längs kommt) ohnehin Eure Gesichter. Viele lassen Euch in Ruhe, wenn sie merken, dass ihr partout nicht interessiert seid.

Grundsätzlich gilt: Sagt höflich aber direkt, was ihr wollt bzw. nicht wollt. Sprecht es aus. Nehmt nicht alles zu ernst, reagiert auch mal mit einem Lachen. Behandelt die Händler nicht wie den letzten Dreck. Sie sind eben auch nur Menschen, die ihren Job machen, um Geld zu verdienen.

Was ich hier geschrieben habe, erspart natürlich nicht immer allen Ärger und jede Unannehmlichkeit, hilft aber doch viele Situationen besser zu meistern.

viele Grüsse,
Mike