5. Symposium der St. Mark Foundation

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Ansata
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5. Symposium der St. Mark Foundation

Beitragvon Ansata » Mo 08 Feb, 2010 16:29

Salam Kollegen, hier ein kurzer Bericht ueber das Symposium in Assuan letzte Woche, viel Spass beim lesen.

5. Symposium der St. Mark Fundation

Frühes Christen- und Mönchtum in Assuan und Nubien

Das 5. Symposium der St. Mark Fundation fand unter der Schirmherrschaft von Papst Shenouda III. und seiner Eminenz dem Metropoliten von Assuan Anba Hidra statt.
Tagungsort des vom 31. Januar bis zum 4. Februar dauernden Symposiums war das neue Kloster St. Simon auf dem Westufer von Assuan.
Am Sonntagabend erfolgte die Begrüßung durch den Präsidenten der St. Mark Foundation Dr. Fawzy Estafanous. Eine Präsentation zeigte den Bau des Klosters in dem wir untergebracht waren. Der Kom-plex ist recht neu und besteht aus Kirche, Tagungsräumen, Küche und etwa 25 kleinen Gästehäusern die alle sehr geschmacksvoll eingerichtet sind. Bemerkenwert waren die Bilder welche das Kloster vor drei Tagen zeigten: noch kein einziges Gästehaus war zu diesem Zeitpunkt fertiggestellt. Erst der Grosseinsatz von hunderten freiwilligen Helfern der Diözese Assuan ermöglichte die zeitgerechte Fer-tigstellung.
Am Monatgmorgen wurde von Bischof Serabion in der Kirche des alten Klosters Anba Hedra (auch Kloster des Simeon genannt) eine heilige Messe gelesen. Der Altar stand unter der Kuppel mit den al-ten Muralen und vermittelte so eine ergreifende Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Die anschließende offizielle Eröffnungszeremonie beinhaltete Ansprachen von General Mostafa el Sayed dem Governeur von Assuan, seiner Eminenz Metropolit Anba Hedra, Dr. Fawzy Estefanous, Prof. Godlewski und Sheik Madboli Yasin Marie. Ein tolles Beiprogramm von Jugendgruppen sorgte für eine entspannte Atmosphäre.

Es wäre vermessen, hier alle nun folgenden Vorträge die in den folgenden Tagen gehalten wurden wiederzugeben. Aus diesem Grund hier nun einige kurze Zusammenfassungen einiger Vorträge:
Prof. Inemmee (Uni Leiden) dozierte über christliche Murale in Nubien.
In seiner Reflektion über Liturgie und Iconographie stellte er fest, dass meist Kalender der liturgischen Feste, und die Topographie des heiligen Landes depiktiert wurden. Der byzantinische Einfluss in Nu-bien war dominant, die nubischen Könige sahen sich jedoch als unabhängige Herrscher. In der frühen Periode gab es eine Affinität mit der frühchristlichen ägyptischen Ikonographie.

Frazikanerpater Wadi Abullif (Kairo) berichtete über Monneret de Villard und das christliche Nubien.
Monneret de Villard wurde 1881 in Mailand geboren und hielt sich von 1929 bis 1934 in Nubien auf. Alle nubischen Tempel mit der Ausnahme von Abu Simbel seien von Christen genützt worden, mit der Ausnahmen von Philae seien keinerlei Zerstörungen vorgenommen worden. Es gab bereits im 3. Jhd. Christen in Nubien, im 6. Jhd. begann die Evangelisierung.

Dr. Moawad (Wilhelms Universität Münster) sprach über das Christentum auf Philae.
Der Name "Philae" stammt aus dem demotischen und bedeuted "Die Insel des Wassers". Der dortige Isistempel war von 715 BC bis 332 AD eine wichtige Pilgerstätte. In den Jahren 535/537 liess Kaiser Justinian die letzten Isis- Priester entfernen.
Als erster Bischof ist Macedonius im Jahre 343 attestiert. Im 6. Jhd. wurde die St. Stefan Kirche durch Bischof Theodor eingeweiht. Es sind insgesamt sieben Kirchen auf Philae nachgewiesen: u. a. in den Tempeln der Isis, Hathor, des Imhotep, Arensnuphi und des Caesar Augustus.

Prof. van der Vliet (Uni Leiden) referierte über das Thema "Umkämpfte Grenzen", Süd- Ägypten und Nord- Nubien 500-1500.
Er beschrieb das Katarakt als natürliche Grenze mit Assuan und den Klöstern Hatre sowie Qubbat al- Hawa. Das nubische Reich war in drei Königreiche unterteilt: Nobadia im Norden, Makuria und Alodia im Süden. Das Christentum erreichte Nubien in dem Zeitraum von 313 bis 641, die dortigen Christen wurden von den Blemmyern (Wüstenvolk) attackiert. Bis ins Jahr 1173 war Nubien ein überwiegend christliches Land, mit dem zunehmenden Einfluss des Islam erlebten immer mehr Chris-ten das Märtyrertum. Der Fall der Festung von Ibrim führte zu einer massiven Christenverfolgung und einer Dominanz des Islam.

Prof. Godlewski (Uni Warschau) dozierte über Qasr el Wizz
Im 6. Jhd. wurde das Königreich Nobadia von Makuria einverleibt. Es existieren keine eindeutigen Belege über ein frühchristliches Mönchtum in Makuria. Das christliche Eremitentum wird bis zum 12. Jhd. in drei Phasen unterteilt: Eremitagen, Eremitagen- Komplexe sowie Semi- Anachoretisches Mönchtum.
In der Hauptstadt Faras sind 10 Kirchen nachgewiesen, in Qasr el Wizz wurde im 6. oder 7. Jhd. eine Kirche eingeweiht. Das Kloster war eindeutig in Kloster- und Kirchenbereich geteilt, das dortige Re-fugium ist affin mit dem von Deir el Bakhit in Theben. Prof. Godlewski gab einen wichtigen Hinweis zur ikonographischen Interpretation des St. Georg: differentiell zu Ägypten wo er einen Drachen tötet, wird in Nubien eine Schlange depiktiert.

Sabr Shaker berichtete über den Zustand des Anba Hadra Klosters.
Wie das Kloster des St. Jeremias elaubt das Anba Hadra Kloster einen detaillierten Einblick in das damalige Klosterleben. Die Parabol- Kuppeln wurden nach Vorlage der des Ramesseums gebaut. Über den bogenförmigen Mönchzellen sicherten eingebaute Hohlkörper eine ausreichende Luftzirkulation und sorgten für eine angenehme Temperatur. Der heutige Zustand des Kloster muss leider mit mehr als bedauerlich bezeichnet werden. Die Murale und Lehmziegel sind den Einflüssen von Temperatur, Wind, Wasser sowie Luftfeuchtigkeit ausgesetzt was zu einer immensen Zerstörung führte. Eine Be-standsaufnahme sowie umgehende Restaurierung bzw. Konservation ist notwendig um zumindest Tei-le des Klosters zu erhalten.

Renate Dekker (Uni Leiden) rekonstruierte das Kloster Qubbat el Hawa.
Das in Nähe der Gräber des Khunes und des Khui gelegene Kloster wurde in spätantiker Zeit als Eremitage genutzt. Im 10./11. Jhd. wurde ein größeres Kloster errichtet, ab 1125 ist eine Kirche nachgewiesen. Der von Prof. Grossmann im Jahre 1985 gezeichnete Plan (In Mélanges Gamal Eddin Mokhtar, Tafeln I.- III.) muß korrigiert werden. Frau Dekker stellte einen neuen Plan vor, der zu der Schlußfolgerung führt, dass entweder eine große Kirche mit zwei Schiffen oder aber zwei Kirchen existiert haben müssen. Sie zeigte Murale des nördlichen Korridors auf denen rectanguläre Nimben depiktiert sind (Siehe ECA 5, 2008, Tafel 6), diese ikonographische Rarität ist leider bereits sehr beschädigt.

Dr. Jones (Uni London) stellte das Coptic Database Project vor.
Dieses Projekt hat es sich zur Aufgabe gemacht, sämtliche Klöster ob bewohnt oder unbewohnt in Ägypten zu dokumentieren. Dabei werden neueste photographische Techniken angewendet.

Dr. O´Connell (British Museum) berichtete von der aktuellen Grabung in Hagr Edfu.
Im Zeitraum des 5. bis 9. Jhd. war das Gebiet bei Hagr Edfu von Eremiten bewohnt die in pharonischen Gräbern lebten. Momentan werden diese sowie die St. Macarius Kirche ausgegraben.

Dr. van Loon (Uni Leiden) sprach über die Kirche im Isis- Tempel von Assuan.
Der Isis Tempel liegt im inneren Stadtgebiet des heutigen Assuan. Er wurde 2000 von Prof. Pilgrim ausgegraben. Überreste von Muralen lassen vermuten, das hier eine Kirche stand die der Jungfrau Maria geweiht war.

Prof. Fakhry (Uni Kairo) hatte das Christentum in Kom Ombo zum Thema.
Ab dem 4. Jhd. ist eine starke christliche Gemeinde in Kom Ombo belegt. Im dortigen Tempel wurde eine Kirche errichtet.

Seine Eminenz Metropolit Anba Hedra berichtete über das moderne Christentum in Assuan.
Der Name Assuan leitet sich aus dem Wort Suno = Souk ab. Das koptische Wort "Suan" wurde von den Muslimen mit einem "A" ergänzt und bildet den heutigen Namen Assuan. Die Diözese geht bis in das 4. Jhd. zurück wo Hedra der Eremit als Bischof attestiert ist.
2006 wurde die Kathedrale des Erzengels Michael eingeweiht. Heute gehören zur Diözese die Städte Assuan, Edfu und Kom Ombo. Das Kloster des Pachomius mit über 50 Mönchen zählt zu den größten in Ägypten. Der geplante Bau einer Kirche in Abu Simbel muß auf Grund behördlicher Unstimmig-keiten verschoben werden.

Vor dem abschließendem Gebet verabschiedeten die Teilnehmer eine Resolution in der Dr. Zahi Hawass, Vorsitzender des SCA aufgefordert wird, die Konservierung und Restauration der Klöster von Anbra Hedra und Qubbat el Hawa einzuleiten.

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Beitragvon Isis » Do 11 Feb, 2010 15:10

salam ansata

danke für den bericht.

ma salama

... isis ....