Die Rache des toten Königs ..... ;)

Hier könnt ihr Einsteigerfragen zu Ägyptologie, Tempeln, Götter usw. stellen, aber auch zur gegenwärtigen Kultur, dem Land und seinen Menschen Stellung beziehen

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nebtaui
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Die Rache des toten Königs ..... ;)

Beitragvon nebtaui » Do 03 Feb, 2005 12:55

Salam allenthalben!

Da sich meine kleine Serie offensichtlich gruselwilligen Publikums erfreut, lege ich gleich noch einen nach.
Im Übrigen sei zum Thema noch einmal angemerkt, daß ich erinnerungsweise an ein Buch von Philip Vandenberg denke, es könnte "Fluch der Pharaonen" oder ähnlich geheißen haben. Ganz sicherlich ist da der Hauptteil meiner Histörchen wiederzufinden, wenn auch ganz bestimmt nicht alle. Mit ein wenig Glück findet man dort auch das so schmerzhaft vermisste "Mumienporträt"

Diesmal geht es um ein gekröntes Haupt, ich meine mich an den Namen Ramses II. in Verbindung hiermit zu erinnern.
Als durch Bewohner von Qurna die Cachette entdeckt worden war, geriet man angesichts der Fülle von wundervollen Sarkophagen mit ihren königlichen Leichnamen förmlich in größere Verzweiflung. Es schien völlig unmöglich, den Saal mit seinen Dutzenden von Särgen und hunderten von Grabschätzen mit der notwendigen Ruhe und Sicherheit vor Diebstahl zu untersuchen, zu katalogisieren und gezielt zu kartographieren.
So entschied sich die ägyptische Altertümerverwaltung zu einem etwas verwegenen Schritt: noch bevor die erste Zeile von dieser sensationellen Entdeckung in die Presse geriet, wollte man in aller Heimlichkeit alle Särge nach Kairo verfrachten und dort untersuchen.
So geschah es.
Viele hundert Arbeiter stolperten mit ihren unschätzbar kostbaren Frachten beladen durch die Nacht und verluden und verluden bis in den nächsten Morgen hinein.
Unterdessen aber gelangte der erste Transport bereits in Kairo an und, wieder in aller verstohlenen Heimlichkeit, so trug man auch jetzt die Särge auf leisen Sohlen in die Laboratorien des Ägyptischen Museums.
Die Präparatoren und Archäologen warteten bereits.

Vorsichtig schob man den vermutlich bedeutendsten Sarkophag auf einen Tisch und öffnete ihn. Zum Vorschein kam die völlig perfekt hergerichtete Mumie des großen Königs Ramses II., dem Besieger der gesamten, damals bekannten Welt, dem Sohn des Ra, dem Starken Stier des Ostens. User-maat-Re, Setenpen-Re.
Alle Anwesenden seufzten leicht, als sich ihnen der Inhalt der Namenskartuschen erschloß und man hätte wohl Staubkörnchen fallen hören können.
Nachdem man die königliche Mumie dem Sarg entnommen hatte, begann man mit dem Lösen der ersten Kreuzbinden auf der Brust.
Doch als das Skalpell die Totenruhe störte und die erste Binde riss, da schnellte zur Abwehr der linke Arm des Königs empor und die Faust traf den Operierenden ins Gesicht.
Er war sofort tot. Schock.
Sei ebenfalls anwesender Kollege verbrachte den Rest seines Lebens in einer psychiatrischen Klinik.

Erklärungsversuche gehen bis heute dahin (offiziell wird, soweit ich weiß, die Geschichte bestritten) zu vermuten, daß Ramses mit abgestelltem Arm gestorben war; vermutlich hat er einfach aus dem Bett gehangen. Als die Priester bei eintretender Leichenstarre mit der Positionierung des Körpers im Natron begannen, haben sie vermutlich diesen Arm mit mehr oder weniger großer Gewalt in seine mit dem anderen Arm überkreuzende Position gebracht und möglicherweise fixiert. Dadurch allerdings soll die Sehne unter hoher Spannung gestanden haben, die sich beim Durchtrennen der entsprechenden Mumienbinde sozusagen spontan löste .....
Es gäbe durchaus Zweifel anzumerken zu dieser Geschichte, auch größere, doch hält sie sich hartnäckig und ich würde sie hier nicht erzählt haben, wenn ich ihr nicht vor einigen Jahren irgendwie wieder begegnet wäre.

Schon zu Lebzeiten war Majestät ein großer Hitzkopf und mitunter mit der Faust schneller als mit dem Wort .... :twisted:

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Beitragvon Daniel Jackson » Do 03 Feb, 2005 15:11

Tja, immer in die Fresse rein. Wenn jemand an mir rumschnippeln würde wäre ich auch böse. :twisted:

Naja, Spaß bei Seite: Der Arm müsste doch eingetrocknet gewesen sein, d.h. nichts Elastisches mehr vorhanden. Oder kann auch so ein vertrockneter Arm noch so unter Spannung stehen?
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Beitragvon Bes » Do 03 Feb, 2005 15:41

Ich habe diese Armgeschichte auch schon mal gehört/gelesen,
aber ich meine im Zusammenhang mit der Untersuchung in Paris.

Wahrscheinlich passt die Story ganz gut zu allen Untersuchungen der Mumie.

Bin ja mal gespannt, was Ramses II mit Zahi Hawass Computertomographen anstellt.
Wenn er da den Arm wieder "schnacken" lässt..... :wink:

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Beitragvon Osiris » Do 03 Feb, 2005 23:02

hi,

war das dann das erste katapult der geschichte ? ;)

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Beitragvon nebtaui » Fr 04 Feb, 2005 17:19

Salam!

.... denke ich mit einiger Berechtigung diese Frage:

"Oder kann auch so ein vertrockneter Arm noch so unter Spannung stehen?"


.... mit einem klaren "Nein!" beantworten zu können!

Das ist auch gleichzeitig der Grund dafür, weshalb ich diese "Anekdote" eigentlich strikt in die Ecke der "konstruierten Geschichtchen" verweise.

Sie klingt halt nur schön schauerlich und deshalb habe ich sie hier berichtet. :lol:

In aller Kürze:

Wie vielleicht bekannt, bedeckten die alten Ägypter Leichname ganze 70 Tage lang mit einer dicken Schicht Natron; das diente der Dehydration und hatte eben zum Zweck, jedes mögliche Wasser, jede Feuchtigkeit zu entziehen. Zur Steigerung des Effekts umwickelte man die Leichen eben auch mit Binden; diese wirkten hygroskopisch und zogen eventuell in den Sarkophag eindringende Feuchtigkeit an sich und hielten sie fest. Dazu spendete man bei den Bestattungsriten reichlich "Öl" und "Balsam", in beiden Fällen handelte es sich offensichtlich um eine bitumenreiche Masse, die ihrerseits eine Versiegelungsschicht um die Binden abgab.
Fazit: in der Tat sind (gerade königliche!) Mumien viel zu dehydriert gewesen, um einer Sehne noch Spannkraft geben zu können.

Man kann selbst einen Versuch anstellen:
man bediene sich eines hübsch kross gebratenen Hähnchens und entsinne sich der Tatsache, daß auch das äußerte Knochenglied der Flügel zu Lebzeiten des unglücklichen Vogels sehr beweglich war. Versucht man dieses Gelenk nach vollzogenenem Bratvorgang zu drehen, bricht es sofort! Ursache: vollständige Dehydration durch Braten.

Theoretisch wäre ein solcher ("Ramses-") Vorfall bei chinesischen Mumien möglich; ihre Präparatoren verfolgten einen vollkommen andersgearteten Ansatz bei der Einbalsamierung. Hier finden wir Mumien mit fast perfektem Lebend-"Touch"; das Gewebe verhält sich bei Druckversuchen völlig elastisch und besitzt teilweise sogar noch lebendiges Aussehen.
Mit Ausnahme der gewaltigen Takla-Makan-Wüste gibt es in China nur sehr wenige Wüsten und daher war der Weg der Dehydration für chinesische Präparatoren nicht gangbar. Soweit bekannt, verließen sie sich auf hochtoxische Substanzen, um das explosionsartig auftretende "Ausflippen" der körpereigenen Einzeller schnellstmöglich zu unterbinden. Ich habe einmal gehört, daß hier Blausäure-Derivate und Quecksilber zum Einsatz gekommen sein sollen. Letztlich ist ein Verwesungsprozess, den es ja aufzuhalten gilt, zumindest in der Anfangszeit einzig und allein auf diese Einzeller zurückzuführen, ohne die zu Lebzeiten einem Menschen beispielsweise keine Verdauung möglich ist.

Der Grund, weshalb wir hier von vollständig unterschiedlichen Ansätzen in der Leichenpräparation sprechen, liegt infolgedessen einerseits in den geographischen Besonderheiten der Regionen und andererseits in den Unterschieden hinsichtlich des religiösen Unterbaus; soweit mir bekannt ist, folgten die alten Chinesen einer völlig anderen Vorstellung über die "Reise ins Jenseits".

Die Hauptsache ist doch, daß wir uns über diese Geschichte sanft erschauernd amüsieren. Dem alten König tuts nicht weh, oder? :roll:

Beste Grüße!

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Beitragvon Uli » Fr 04 Feb, 2005 20:21

Dieses Foto aus den Geheimarchiven von Zahi Hau-Was wurde mir heute zugespielt.
Bild
Nach Entfernung des Sportgeräts soll Ramses wieder Ruhe gegeben haben.

Gruß
Uli

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Beitragvon Isis » Fr 04 Feb, 2005 21:03

salam uli

vielen dank das du uns auch in die geheimakten des hawass einen einblick gewähren lässt. :)

echt gut gelungen

ma salama

...isis...

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Beitragvon Uli » Fr 04 Feb, 2005 21:26

Isis hat geschrieben:vielen dank das du uns auch in die geheimakten des hawass einen einblick gewähren lässt. :)


Nene, nicht Hawass, sondern Hau-Was!

:wink:

Gruß
Uli

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Beitragvon Bes » Sa 05 Feb, 2005 21:57

Hallo Nebtaui,

ich hab die Story gefunden:

Philip Vandenberg: "Ramses der Große" (eine archäologische Biographie)
Seite 15ff

Allerdings findet diese Geschichte in den 70iger Jahren des letzten Jahrhunderts statt und zwar im Ägyptischen Museum in Kairo in Anwesenheit des Autors. :?

Gruß
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Nujo .... !

Beitragvon nebtaui » Mo 07 Feb, 2005 09:02

Salam!

.... Soooo verkalkt kann ich ja wohl denn doch (noch) nicht sein; ich glaubte mich an die "Geheimaktion" beim Ausräumen der Cachette erinnern zu können, dabei wars eine ganz andere Untersuchung.

Aber immerhin stimmte der König und der Ort des Geschehens .... ist doch schon mal was und wenigstens konnte der Beweis erbracht werden, daß ich mir die stories nicht aus den Fingern sauge. 8)

Obwohl .... man könnt glatt in Versuchung kommen .... hmmmm .... vielleicht vermische ich mal "Tatsachen" und eigene Fiktion und lass euch raten, was was ist, wie wärs? :lol:

Gruß

Nebtaui
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Beitragvon Daniel Jackson » Mo 07 Feb, 2005 13:33

Gute Idee, aber bisher hätte ich immer auf deine Erfindung getippt.
Es lebe die Phantasie :wink:
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Beitragvon Uli » Mo 07 Feb, 2005 13:51

Ich glaub, dann sind wir hier in der falschen Rubrik, denn eigentlich sollten hier ja schon einigermaßen wissenschaftliche Dinge rein. Um die Theorie von unserem Chateri wieder aufzuwerfen: Man sollte immer dabei schreiben, ob etwas wissenschaftlich erwiesen oder Theorie oder nur ausgedacht ist. Sonst lesen Leute, die sich nicht so gut auskennen diese Storys und glauben es sei echt. Ihr erinnert Euch?
Diese Diskussion enstand mal, als es um Chrisian Jacqs Romane ging.

Und nun vermischen wir hier selbst Wahrheit und Fiktion?
Ist das richtig?

Was haltet Ihr von der Rubrik "Witze & Geschichten aus und um Ägypten"?

Gruß
Uli

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Hehehehehe .... Seitenhieb verstaaaanden!

Beitragvon nebtaui » Mo 07 Feb, 2005 15:11

Salam!

"Und nun vermischen wir hier selbst Wahrheit und Fiktion?
Ist das richtig?"


Touchè! :lol:

Wobei ich hier allerdings bisher geglaubt hatte, den durchaus halbseidenen Charakter meiner Histörchen mit balkengroßen Anmerkungen als solche kenntlich gemacht zu haben.

Aber so ist eben Ägypten! Man ist grundsätzlich nie vor wirklichen Überraschungen sicher! Hinter jedem Stein könnt eine Mumie sitzen, einem fröhlich zuwinken und dabei fiepsen: "Welcome in Eeeeeegypt!"
Wie bereits an anderer Stelle hier mehrfach festgestellt, lacht man gern und ausgiebig in Ägypten und mindestens ebenso gern über sich selbst.

Und manchmal, wer wüsste das besser als die meisten hier!, manchmal, da geht man spätabends noch vor die Türe, blickt auf den Wüstensand und möchte schwören, ein tiefes Knurren unter zwei kohleglühenden Augen mitbekommen zu haben, nicht wahr .... ?
Also mir, mir gehen dabei der Phantasie sämtliche Gäule durch; ich machs mir dann während der rasenden Streitwagenfahrt gemütlich und genieße die sightseeing-Tour .... 8)

Nix gegen eine andere Rubrik, wenn sich dann noch Leser dorthin verirren!

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Re: Hehehehehe .... Seitenhieb verstaaaanden!

Beitragvon Uli » Mo 07 Feb, 2005 15:20

nebtaui hat geschrieben:Nix gegen eine andere Rubrik, wenn sich dann noch Leser dorthin verirren!


Sie werden Dir in Scharen folgen... :wink:

Gruß
Uli

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Beitragvon Uli » Mo 07 Feb, 2005 15:59

Und jetzt hat Osiris auch extra für Nebtauis Gruselstorys den Untertitel der Geschichten-Rubrik umbenannt.
Es heisst jetzt:

Sachen zum Lachen, Nachdenken & Gruseln (Bilder, Witze, Geschichten) - aber nur ägyptisch !

Ist doch was :-D

Gruß
Uli