Da sich meine kleine Serie offensichtlich gruselwilligen Publikums erfreut, lege ich gleich noch einen nach.
Im Übrigen sei zum Thema noch einmal angemerkt, daß ich erinnerungsweise an ein Buch von Philip Vandenberg denke, es könnte "Fluch der Pharaonen" oder ähnlich geheißen haben. Ganz sicherlich ist da der Hauptteil meiner Histörchen wiederzufinden, wenn auch ganz bestimmt nicht alle. Mit ein wenig Glück findet man dort auch das so schmerzhaft vermisste "Mumienporträt"
Diesmal geht es um ein gekröntes Haupt, ich meine mich an den Namen Ramses II. in Verbindung hiermit zu erinnern.
Als durch Bewohner von Qurna die Cachette entdeckt worden war, geriet man angesichts der Fülle von wundervollen Sarkophagen mit ihren königlichen Leichnamen förmlich in größere Verzweiflung. Es schien völlig unmöglich, den Saal mit seinen Dutzenden von Särgen und hunderten von Grabschätzen mit der notwendigen Ruhe und Sicherheit vor Diebstahl zu untersuchen, zu katalogisieren und gezielt zu kartographieren.
So entschied sich die ägyptische Altertümerverwaltung zu einem etwas verwegenen Schritt: noch bevor die erste Zeile von dieser sensationellen Entdeckung in die Presse geriet, wollte man in aller Heimlichkeit alle Särge nach Kairo verfrachten und dort untersuchen.
So geschah es.
Viele hundert Arbeiter stolperten mit ihren unschätzbar kostbaren Frachten beladen durch die Nacht und verluden und verluden bis in den nächsten Morgen hinein.
Unterdessen aber gelangte der erste Transport bereits in Kairo an und, wieder in aller verstohlenen Heimlichkeit, so trug man auch jetzt die Särge auf leisen Sohlen in die Laboratorien des Ägyptischen Museums.
Die Präparatoren und Archäologen warteten bereits.
Vorsichtig schob man den vermutlich bedeutendsten Sarkophag auf einen Tisch und öffnete ihn. Zum Vorschein kam die völlig perfekt hergerichtete Mumie des großen Königs Ramses II., dem Besieger der gesamten, damals bekannten Welt, dem Sohn des Ra, dem Starken Stier des Ostens. User-maat-Re, Setenpen-Re.
Alle Anwesenden seufzten leicht, als sich ihnen der Inhalt der Namenskartuschen erschloß und man hätte wohl Staubkörnchen fallen hören können.
Nachdem man die königliche Mumie dem Sarg entnommen hatte, begann man mit dem Lösen der ersten Kreuzbinden auf der Brust.
Doch als das Skalpell die Totenruhe störte und die erste Binde riss, da schnellte zur Abwehr der linke Arm des Königs empor und die Faust traf den Operierenden ins Gesicht.
Er war sofort tot. Schock.
Sei ebenfalls anwesender Kollege verbrachte den Rest seines Lebens in einer psychiatrischen Klinik.
Erklärungsversuche gehen bis heute dahin (offiziell wird, soweit ich weiß, die Geschichte bestritten) zu vermuten, daß Ramses mit abgestelltem Arm gestorben war; vermutlich hat er einfach aus dem Bett gehangen. Als die Priester bei eintretender Leichenstarre mit der Positionierung des Körpers im Natron begannen, haben sie vermutlich diesen Arm mit mehr oder weniger großer Gewalt in seine mit dem anderen Arm überkreuzende Position gebracht und möglicherweise fixiert. Dadurch allerdings soll die Sehne unter hoher Spannung gestanden haben, die sich beim Durchtrennen der entsprechenden Mumienbinde sozusagen spontan löste .....
Es gäbe durchaus Zweifel anzumerken zu dieser Geschichte, auch größere, doch hält sie sich hartnäckig und ich würde sie hier nicht erzählt haben, wenn ich ihr nicht vor einigen Jahren irgendwie wieder begegnet wäre.
Schon zu Lebzeiten war Majestät ein großer Hitzkopf und mitunter mit der Faust schneller als mit dem Wort ....

Nebtaui