Salam Silvie!
Silvie hat geschrieben:Noch eine Frage: Ich hoffe, Ihr lacht nicht über mich, aber ich bin recht frischer "Ägypten-Fan":
Was ist der Unterschied zwischen einem König und einem Pharao?
Wer hier lacht, kriegt von mir Pharaos Rache an den Hals gehetzt!
Die Frage ist nämlich ÜBERHAUPT NICHT lachhaft sondern zeigt, daß hier ganz offensichtlich jemand zweimal hingeschaut und hingehört und sogar darüber nachgedacht hat!
Aaaalso: Es gibt sehr wohl einen Unterschied zwischen "Pharao" und "König"! Der Begriff Pharao hat sich über das griechische in unsere Zeit gerettet, hat aber eine altägyptische Wurzel. Übersetzt könnte man sagen: "Großes Haus", womit zweifelsfrei das Regierungsgebäude gemeint war. Das ist überhaupt nicht mehr verwirrend, wenn man sich unseren heutigen Sprachgebrauch so ansieht; gerade in Monarchien tickert auch heute die Presse gerne noch (beispielsweise): "Der Palast hat den Haushaltsentwurf des Parlamentes genehmigt."
Oder:
"Das Bundeskanzleramt dementiert das Gerücht auf das heftigste."
Oder:
"Das Verteidigungsministerium setzt auf einen Technologiewechsel."
So oder ähnlich dürfte Ägypter Ani auf der Straße in Theben mit Seni gesprochen haben: "
Der Palast hat das Öffnen der Kanäle befohlen." - womit im Zweifelsfalle sogar eine Entscheidung des Wesirs hätte gemeint sein können, der ja ebenfalls in einem "Großen Haus" residierte!
Ein "König" dagegen war immer die konkrete Person. Während wir durchaus eine starke Persönlichkeitsverliebtheit im alten Ägypten verzeichnen, bemerken wir dennoch eine sehr starke Idialisierung des Königsamtes und ein hohes Maß an Vergleichbarkeit innerhalb der Darstellung von Königen innerhalb einer Dynastie. Damit sollte folgende Weltanschauung ausgedrückt werden: der König stammt von den Göttern ab, hat von ihnen seine Aufgabe erhalten. Er tritt jedoch persönlich in seiner Bedeutung hinter seinem Amt zurück; alle seine öffentlichen Bekanntmachungen und alle Informationen zu seiner Person reflektieren niemals seine eigene Person, sondern immer nur das Amt.
Aus diesem Grunde erfahren wir nur sehr bruchstückhaft von den persönlichen, rein individuellen Empfindungen des Herrschers. In besonderen Glücksfällen fand man einige Ausgaben der "Lehre des Königs für seinen Sohn". In den frühesten Ausgaben fand man in diesen Werken noch pragmatische und persönlich-private Regierungsanweisungen eines Vaters an seinen Sohn und Amtsnachfolger in spè, wie z.B.:
"Schlafe immer allein in einem Zimmer!" und
"Traue niemandem! Auch nicht dem, den du Freund nennst!"
.... Aber auf dem Weg durch die Geschichte, in Verbindung mit der Institutionalisierung des Königsamtes wurden daraus eher gefühllose Regierungserklärungen, die womöglich sogar nicht (mehr) aus der Feder des Königs, sondern von Hohepriestern oder Wesiren geschrieben wurden um den Regierungskurs über das vermutete Ende des regierenden Königs hinaus festzuschreiben.
Okay?
Nebtaui
<<< Wer einmal von den Wassern des Niles getrunken, kann seinen Durst niemals mehr woanders stillen. >>>