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Video-Tipps

Verfasst: Mo 09 Jul, 2007 11:15
von Tursiops
Ich hatte gerade ein wenig Zeit und stelle deshalb früher als versprochen diese Tipps ins passende Forum.

Einfache Tipps für Videofans

Kamerahaltung beim Drehen ohne Stativ:
Auch wenn der Camcorder einen ausklappbaren Monitor hat, sind die Ergebnisse besser und vor allem ruhiger, wenn man den Kamerasucher benutzt. Grund: Dann liegt die Kamera nahezu in der stabilen vertikalen Körperhochachse und nicht an wackelnden nach vorn gestreckten Armen.
Üben, dass immer ein Auge das Sucherbild aufnimmt, das andere Auge die gesamte Umgebung.

Szene auswählen:
Nicht gleich die Aufnahme laufen lassen, sondern wenn möglich erstmal im Standby die Szene abfahren, dabei Bildausschnitt und Perspektive beobachten.
Niemals gegen das Licht drehen. Wenn unumgänglich, dann manuell die Blende vergrößern, sonst sieht man später dunkles Nichts gegen hellen Hintergrund.
Vorher schon überlegen, was später zu sehen sein soll, also sozusagen ein partielles Storyboard im Kopf machen.

Beim Drehen:
Ganz übel sind schnelle Schwenks! Bedenkt, dass euer Auge fast 180 Grad Sichtwinkel hat, die Kamera dagegen viel weniger. Ihr seht beim Schwenken gleichzeitig das Gesamtbild, der spätere Filmbetrachter muss es im Kopf aus der Bildsequenz zusammensetzen, außerdem war er nicht dort, ihr dagegen habt das Gesamtbild noch im Kopf gespeichert. Als Richtwert: 90 Grad-Schwenk in 10 Sekunden.
Bei Schwenks sollte eine waagerechte Fixlinie (Straße, Horizont ...) immer in gleicher Bildhöhe liegen.
Ebenso schrecklich ist schnelles Rein- und Rauszoomen! Lieber Aufnahme stoppen, Zoom betätigen bis zum gewünschten Ausschnitt und neu starten (sozusagen harter Schnitt schon beim Drehen). Oder Zoom ganz langsam betätigen.
Am Szenenende die Aufnahme ohne Kamerabewegung noch einige Sekunden weiterlaufen lassen – erleichtert später Nachbearbeitung und Schnitt.
Bei bewegten Szenen am Ende das bewegliche Motiv bei ruhig gehaltener Kamera seitlich aus dem Bild herauslaufen lassen.
Ständig nach irgend welchen scheinbar unwichtigen Objekten suchen, sie mindestens 10 Sekunden lang aufnehmen (Straßenschilder, Verkehrsampeln, Bäume usw. oder auch Objekte, die nützliche Geräusche als späterer O-Ton erzeugen) und sie später beim Bearbeiten als kurze Zwischenschnitte einbauen bzw. unter Wegfall der Bildspur als Tonquelle nutzen.
Bei jeder Einzelszene Zeit lassen! Es soll ein schönes Urlaubsvideo werden und kein hektischer Clip wie bei MTV oder VIVA! Auge und Kopf des Betrachters brauchen einige Sekunden, um den Bildinhalt zu erfassen und zu verstehen.
Auch hier gilt: Storyboard sozusagen im Kopf präsent haben! Mit ein wenig Übung lässt sich so ohne spätere tagelange Beschäftigung mit dem Schnittprogramm schon beinahe ein fertiger Film produzieren.
Bestimmte Szenen wie im Allradfahrzeug durch die Wüste zu brettern und dabei zu drehen lassen sich beim besten Willen nicht wackelfrei hinbekommen.
Kritische Lichtverhältnisse: Manuellen Weißabgleich machen.

Video unter Wasser:
NIE zoomen - sieht einfach nur scheußlich aus! Mit Weitwinkel ran ans Motiv.
Nie von oben her ein Motiv länger als ein paar Sekunden drehen (= Zwischenschnittszene), wenn unter ihm freier Raum ist.
Lichtanlage anschalten bringt mehr als spätere Farbwertkorrektur beim Schnitt.

Fertigstellung:
Eine ganze Mini-DV-Kassette als .avi ins Schnittprogramm laden überfordert angesichts der Datenmenge sogar professionelle, teure Schnittprogramme. Alle Capture-Programme bieten szenenweises Speichern an, dabei kann man in der Vorschau auch gleich Misslungenes überspringen.
Videoschnitt in .avi stellt hohe Anforderungen an den PC! Unter 3 GHz Taktfrequenz und 1 GB RAM macht es keinen Spaß.
Auf keinen Fall sämtliche Gimmicks, die das Programm anbietet, ausnutzen. Harte Schnitte, weiche Überblendungen oder Umklappen über 4-5 Sekunden sehen gut aus.
Tipp: Ein gutes Schnittprogramm erlaubt deutliches Ändern der Helligkeitswerte. Auch bei ziemlich finsterem Originalmaterial an Orten, wo zusätzliches Licht verboten ist, lässt sich da einiges rausholen.
Eine zwischenzeitliche überblendende Standbilderfolge von der normalen Digicam bringt viel Ruhe in den Film.
Sobald man vorhat, den Film zu veröffentlichen, dazu zählt auch Youtube, darf man auf keinen Fall irgendwelche Musik auf die Tonspur legen, die per Copyright geschützt ist. Beispiel: Wer in einem Touristen-U-Boot unterwegs war, ist versucht, die Titelmelodie von „Das Boot“ zu unterlegen. Das kann sehr teuer werden!

Soweit die ersten Tipps. Falls mir was nachträglich einfällt, ergänze ich es. Tipps stammen aus mehrjähriger eigener Erfahrung und vor allem Training durch einen NDR-Kameramann im Dokubereich.

Gruß Jo