Sprache
Wie in den übrigen Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens (mit Ausnahme Israels) spricht man in Ägypten Arabisch. Zwar unterscheidet sich die ägyptische Aussprache deutlich von z. B. der in Marokko, doch ist die Schrift in allen Ländern der arabischen Welt identisch. Arabisch liest man von rechts nach links; das Alphabet umfaßt 29 Buchstaben. Nicht alle Zeichen lassen sich eindeutig durch lateinische Buchstaben wiedergeben. Schwierigkeiten bereiten besonders die Kehllaute, die mit Q, Kh oder G transkribiert werden, sowie die Vokale. Dementsprechend findet man verschiedene Schreibweisen desselben Wortes (z.B. Qena/Kena, Edfu/Idfu, Saqqara/Sakkara). Beim Wiedererkennen vor Ort kann etwas Fantasie also nicht schaden.
Auch wenn sich die Ägypter nicht als die besseren Araber sehen, lassen sie durchaus Stolz auf ihre nationale Identität und ihr weltoffenes Auftreten erkennen. Bevor unter Nasser Nationalismus zur ersten Bürgerpflicht wurde, war Französisch die Zweitsprache der wirtschaftlichen Führungsschicht; die Händler Alexandrias sprachen Griechisch; unter britischem Protektorat kam Englisch als weitere Sprache hinzu. Deshalb beherrschen viele Ägypter - und fast alle, die in der Tourismusbranche arbeiten (vom Kamelführer über den Felukenkapitän bis zum Manager eines Luxushotels) -nicht nur ein akzeptables Englisch, sondern auch wichtige Begriffe auf Französisch, Deutsch oder Italienisch.
Aber natürlich gilt auch in Ägypten, daß man Sie überall noch ein bißchen herzlicher empfangen wird, wenn Sie wenigstens einige Wörter in der Landessprache radebrechen können.Religion
Die ägyptische Verfassung gewährt Glaubensfreiheit, erklärt jedoch gleichzeitig den Islam zur offiziellen Religion des Landes. Die meisten Ägypter sind gläubige Muslime. Jedes noch so kleine Dorf besitzt seine eigene Moschee. In Kairo befindet sich mit der El-Ashar-Universität eines der geistigen Zentren des sunnitischen Islams.
Die Auslegung des Korans handhaben die Ägypter vergleichsweise liberal. Selbst in ländlich geprägten Gebieten, wo sich die religiösen Traditionen noch stärker halten als in den städtischen Zentren, sieht man selten völlig verschleierte Frauen; Kopftücher gehören dagegen zur üblichen Kleidung.
Fundamentalistische Muslime, die für eine strenge Beachtung des Korans eintreten, bekämpfen diese relativ tolerante Sicht der Dinge. Viele von ihnen setzen dabei auf friedlichen Protest und ihr eigenes Vorbild. Eine radikale Minderheit hingegen versucht, den ägyptischen Staat durch Anschläge auf Touristen und Politiker zu destabilisieren. Da es keine nennenswerte weltlich orientierte Opposition zur herrschenden Partei gibt, ist es den radikalen Islamisten gelungen, große Teile insbesondere der unzufriedenen Jugend für ihre Ziele zu gewinnen. Ursache des Protests ist die Kluft zwischen Armen und Reichen, die trotz - oder gerade wegen - der wirtschaftlichen Reformen immer größer wird.
Welches Gewicht den religiösen Traditionen in Ägypten zukommt, kann man an den muslimischen Feiertagen erleben. Im Fastenmonat Ramadan, in dem den Gläubigen tagsüber alle körperlichen Genüsse untersagt sind, kann es passieren, daß man Touristen selbst in Hotelbars nur ungern Alkohol ausschenkt, während das Alkoholverbot in Restaurants und Cafes noch strenger überwacht wird. Das Ende des Ramadan begeht man dafür um so ausgelassener beim Eid el-Fitr mit festlichen Banketten, Feuerwerk und Aufführungen unter freiem Himmel.
Annähernd 90 Prozent aller Ägypter sind Muslime. Die verbleibenden 10 Prozent sind in ihrer Mehrheit Kopten, Anhänger einer christlichen Lehre, die der Legende nach der heilige Markus vor fast 2000 Jahren in Ägypten verbreitete. Liturgie und Zeremoniell der Kopten ähneln stark denen der griechisch- und russisch-orthodoxen Kirche. Die Kopten spalteten sich 451 von der Kirche ab, weil sie im Unterschied zu ihr darauf beharrten, daß Christus nur eine einzige Natur, nämlich die göttliche besessen habe. Die Eroberung Ägyptens durch den Islam zementierte die Isolation der Kopten; die meisten Ägypter traten mit der Zeit unter Zwang zum Islam über. Heute überlebt die Religion vor allem in den Klöstern der Libyschen Wüste, aber auch in Kairo und Alexandria gibt es etliche Kirchen und größere Gemeinden.
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