DIE MENSCHEN
Ägypten hat mehr als 60 Mio. Einwohner, von denen mehr als 95 Prozent auf etwa 4 Prozent der Fläche des Landes, nämlich im Niltal und im dichtbesiedelten fruchtbaren Delta des Flusses leben. 18, vielleicht sogar 20 Mio. Menschen ballen sich in und um die Riesenstadt Kairo. Der Grund für die Bevölkerungsexplosion ist vor allem die hohe Geburtenrate, die mit einer verlängerten Lebenserwartung einhergeht. Diese ist ihrerseits auf saubereres Wasser, bessere Ernährung und Gesundheitsversorgung zurückzuführen. Zur Zeit wächst die Bevölkerung jährlich um 1,25 Mio. Menschen.
Bis zur sozialistischen Revolution unter Nasser traf man in den ägyptischen Großstädten auf eine kosmopolitische Mischung von Angehörigen unterschiedlichster Volksgruppen. Die junge Republik brachte einen extremen Nationalismus hervor, den die Gründung des Staates Israel noch anheizte. Im Namen des »Nasserismus« beschlagnahmte man »ausländisches« Kapital und zwang damit indirekt die griechische und jüdische Minderheit, das Land zu verlassen. Als Folge dieser Politik ist die heutige Bevölkerung Ägyptens weniger gemischt, als sie es in der langen Geschichte des Landes je war.
Das Leben der Stadtbevölkerung unterscheidet sich stark von dem der Bauern im Delta. Moderne Medien wie das Fernsehen tragen jedoch zur Nivellierung dieser Unterschiede bei. Nicht immer realistische Bilder von der weiten Welt dringen so bis in den kleinsten Weiler. Die alltäglichen Sorgen der Ägypter, die in Kairo oder Alexandria wohnen, unterscheiden sich nur wenig von denen anderer Städter unseres Planeten. Insbesondere in Kairo drohen Neubauten und Verkehr die antike und mittelalterliche Bausubstanz zu erdrücken. Auf dem Land hingegen verläuft das Leben noch in ruhigeren Bahnen. Der Tag beginnt bei Sonnenaufgang. Esel, Ochsenkarren und Feluken sind auch heute noch wichtigere Transportmittel als Lastwagen. Jedes Dorf besitzt eine Moschee, und der Muezzin bestimmt mit seinen Rufen zum Gebet den Rhythmus des Tages. Moderne Transportmittel auf Straße, Schiene oder in der Luft haben jedoch die Städte in Reichweite gebracht, die besonders auf die Jugend einen starken Reiz ausüben.
Nahezu alle Ägypter leben entweder in den Metropolen, in kleineren Städten oder Dörfern. Nur noch wenige tausend Beduinen durchstreifen mit ihren Herden die Wüste zu beiden Seiten des Nils und die öden Landschaften der Sinai-Halbinsel. Sie haben wenigstens teilweise den Versuchen der Regierung, sie an einem festen Ort anzusiedeln, widerstanden und halten als halbseßhafte Nomaden weitgehend an ihrer jahrhundertealten Lebensweise fest. Ähnlich zeitlos sind die versprengten Dörfer bei den fruchtbaren Oasen der Libyschen Wüste. Im Süden des Landes leben die dunkel-häutigen muslimischen Nubier, die ethnisch stärker mit den Völkern Zentralafrikas verwandt sind und eine semitische Sprache sprechen.
Einer anderen - winzigen - Minderheit begegnet man in der Oase Siwa. Vor Jahrhunderten ließen sich hier aus dem Westen zugewanderte Berber nieder, die bis zum heutigen Tag ihre Sprache und viel von ihrem Brauchtum bewahrt haben.
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